Kultur: Eine Rokoko-Serenade
Mozartensemble Berlin-Brandenburg an der Sanssouci-Orangerie
Stand:
Mozartensemble Berlin-Brandenburg an der Sanssouci-Orangerie Wie das Orangerieschloss im Park von Sanssouci Ausdruck der Italiensehnsucht von Friedrich Wilhelm IV, dem „Romantiker auf dem Thron“, ist, so kann ein Konzert mit Rokokoserenaden in der heutigen Zeit wohl auch als Ausdruck des Wunsches nach einer heileren Welt aufgefasst werden. So viel heiter-galante Unverbindlichkeit wie in der Unterhaltungsmusik Ende des 18. Jahrhunderts wurde kaum wieder erreicht, schon gar nicht im 20. Jahrhundert. Im Rahmen der „Klassiktage Berliner Schlösser“ veranstaltete der Verein „Musik in Brandenburgischen Schlössern“ ein Konzert mit dem Mozartensemble Berlin-Brandenburg in der Säulenhalle des Orangerieschlosses. Das steht ja zweifellos in Potsdam, doch zu diesem Bekenntnis konnten sich die Veranstalter in den Überschriften ihrer Ankündigung nicht entschließen. Dabei zeigte dieses Konzert einmal mehr, dass die Potsdamer Schlösser immer wieder eine begehrte Kulisse für kulturelle Events aller Art bieten. Bei milden Sommertemperaturen erlebte das recht zahlreiche Publikum ein freundliches Konzert im Serenadenstil mit Serenadenmusik. Im spätklassizistischen Gartenambiente ließ sich die galante Musik von Haydn, Mozart und Beethoven umso ungetrübter erleben, auch wenn die Säulenhalle so manch feinen Streicherton verschluckte. Ausgerechnet mit dem anspruchsvollsten Werk begann das Konzert, um mit mit einem ziemlich konventionellen, frühen Mozart-Divertimento zu enden. Das Streichtrio Es-Dur op. 3 von Ludwig van Beethoven stellt eine Synthese zwischen der harmlos unterhaltenden Form der Rokokoserenade und den anspruchsvollen Kammermusikwerken der Klassik dar. Jeder einzelnde der sechs Sätze basiert auf originellen musikalischen Einfällen, die höchst kunstfertig ausgearbeitet werden, doch stets innerhalb des Rahmens einer angenehmen Unterhaltung bleiben. Allerdings prunkteten die Trios der beiden Menuette und das weiche, weitgesponnene Adagio mit ungewöhnlichen Klangfarben und markanten Melodien. Das Trio mit Eva Deak, Violine, Cordula Mansel, Viola, und Leonhard Straumer, Cello, spielte kultiviert, klanglich ausgewogen sowie den Freiluft-Umständen angemessen differenziert. Joseph Haydns zweisätziges Divertimento Es-Dur, das ohne genauere Angaben im Programmflyer stand, diente wohl eher als Füller bis zur Pause. Es erwies sich als Leichtgewicht, ein Gelegenheitswerk wohl, das im Schatten der vielen originellen Kompositionen von Haydn steht und dort auch bleiben kann. Für das Divertimento D-Dur KV 205 plus Marsch KV 290 gesellten sich zum Streichtrio zwei Hörner (Sven Langer, Felix Mexer) hinzu, die den Abend mit höfischen Klängen abrundeten. Beide Werke stellten gefällige, eingängige kompositorische Übungen im Rokokostil dar. Im Zentrum stand ein empfindsames Adagio ohne Hörner, darum gruppierten sich fünf heitere Tanzsätze, das zweite Menuett mit einer drolligen Wechselrede von Streichern und Hörnern, die den Abend fröhlich und unbeschwert ausklingen ließen – ganz wie es sich für eine Serenade gehört. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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