Kultur: Eine Sprache voller Poesie Literatur in der Druckerei mit Autisten-Zwillingen

Als die Zwillinge Konstantin und Kornelius ein Jahr alt sind, plappern sie Mama, Papa, Ball, Auto – wie andere Kinder auch. Doch in den nächsten Jahren kommt kein neues Wort hinzu. Ihre Eltern konsultieren Spezialisten: ohne Ergebnis. Die Diagnose „Autismus“ stellt die Mutter – eine Kinderärztin – schließlich selbst. Und sie trifft eine Entscheidung: Ihre Kinder sollen nicht ängstlich behütet und abgeschirmt aufwachsen – sondern wie alle anderen. Ein offenes Elternhaus, aufgeschlossene Lehrer und die in den USA entwickelte Methode des unterstützten Schreibens machen es ihnen möglich zu zeigen, was in ihnen steckt. Ihre Gedichte, Aufsätze und Notizen offenbaren die ganze Wucht, mit der eine geheime, innere Welt sich Ausdruck verschafft.

Ihre Sprache ist farbig, eigen, voller neuer Wörter und voller Poesie. Inzwischen studieren sie an der Universität Potsdam Philosophie und Geschichte, wo viele die beiden zunächst ungelenk wirkenden jungen Männer kennen, die nach wie vor nicht sprechen. Für ihre Referate und Klausuren bekommen sie durchweg ausgezeichnete Noten.

Am kommenden Samstag sind die beiden Autoren in der Druckerei Rüss zu Gast. Dort werden ihre Gedichte, Essays und Miniaturen vorgestellt, gelesen von Frank Volker Merkel. Konstantin und Kornelius Keulen veröffentlichten zusammen mit Simone Kosog 2003 im Piper Verlag ihr erstes Buch „Zu niemandem ein Wort. In der Welt der autistischen Zwillinge Konstantin und Kornelius“. Im vergangenen Jahr erschien ihr zweites bei concepcion Seidel „...und dann jagen wir unseren Gedanken nach“. kip

Literatur in der Druckerei, Ulanenweg 4, Tel. (0331)2804103, Eintritt: 10/8 Euro. Eine Veranstaltung des Brandenburgischen Literaturbüros, des Literaturladens Wist und der Druckerei Rüss. Moderation: Carsten Wist