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Kultur: Einfach nehmen, wie es kommt

Die Stimmung scheint auf dem Höhepunkt, als Sören Gundermann, Mitglied des Duos Jazzmisja, wildentschlossen und mit Flöte in der Hand auf seinen Stuhl steigt und ins Publikum springt.Was wie ein abgefahrenes Punkkonzert anmutet, ist in wirklichkeit die Open Stage im „nilclub“, dem größten Studentenkeller Potsdams.

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Die Stimmung scheint auf dem Höhepunkt, als Sören Gundermann, Mitglied des Duos Jazzmisja, wildentschlossen und mit Flöte in der Hand auf seinen Stuhl steigt und ins Publikum springt.

Was wie ein abgefahrenes Punkkonzert anmutet, ist in wirklichkeit die Open Stage im „nilclub“, dem größten Studentenkeller Potsdams. Hier haben junge Bands regelmäßig die Möglichkeit, vor kleinem Publikum den großen Auftritt zu üben.

Die Ankündigung für den Dienstagabend klang eigentlich recht vielversprechend. Eingeladen waren Jazzmisja, zwei Berliner Studenten, die, vielleicht unter völkerverständigendem Aspekt, einen Mix aus polnischem Jazz, Punk und Chanson auf die Bühne bringen. Leider haben die beiden scheinbar noch nicht viel Liveerfahrung und so entwickelte ihr Auftritt an diesem Abend eher Straßenmusikcharakter. Alles wirkte etwas unkoordiniert und improvisiert, viel zu viel Gerede, viel zu wenig echte, gute Musik. Das Publikum nahm es gelassen. Der „nilclub“ scheint für viele Studenten einfach ein Ort an dem man sich trifft und an dem man es nimmt, wie es kommt. Da wird so eine Liveband schon mal zur Hintergrundmusik. Das doch alle irgendwie dabei waren, bewies dann aber die Zugabe, die das Publikum zum Mitmachen animierte und den wahren Charakter der Open Stage durchblicken lies, soll diese Veranstaltung doch auch zum Entdecken der eigenen Kreativität animieren.

Nach dieser aktiven Einlage dann kurze Umbaupause und Ring frei zur nächsten Runde, denn der „nilclub“ hatte noch einen zweiten Akt eingeladen, Fish and Band, eine junge Formation aus Brandenburg an der Havel. Hier hatten sich wirklich ein paar Kreative mit Potenzial zusammengetan. Der Mix aus Jazz und Pop war zwar nichts Verrücktes, die Melodien eher eingängig. Aber hier versuchten sich ein paar junge Menschen fernab vom Mainstream an etwas Eigenem. Die androgyne Stimme des Sängers Marek Trautmann hat Charakter und die Bandhymne an die große Dame des Jazz, Ella Fitzgerald, beweist Humor und Hingabe. Wer weiß, vielleicht heißt es bald, heute noch auf der Open Stage im „nilclub“ und morgen schon auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Andrea Schneider

Andrea Schneider

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