Kultur: Eingängig
Wie im Schnellzug: Abbafever im Nikolaissaal
Stand:
Im Sommer 1966 treffen sich die Musiker Björn und Benny auf einer Party im schwedischen Vastervik. Zwei Jahre danach lernen die beiden ihre späteren Frauen kennen. Die Sängerinnen Agnetha und Anni-Frid. Und immer dann, wenn sich Musik und Liebe vereinen, sind die Zutaten bestellt für ein Gericht der besonderen Art. Schnell noch die Anfangsbuchstaben der Vornamen der vier Hauptakteure dazu geben und fertig ist: ABBA!
Mit ihren bunt-poppigen Kostümen und genial eingängigen Hits wie „Waterloo“ oder „Dancing Queen“ prägten ABBA die internationale Popmusik wie kaum eine andere Band. Und wenn Sie nicht an der Liebe zerbrochen sind, dann singen Sie noch heute.
Am Samstag war es dann soweit. ABBA FEVER, die Originalshow aus London, gastierte im Nikolaisaal. Wie aus einer anderen Galaxie schweben die ABBA-Doubles in ihren 70er-Jahre-Outfits auf die in Weiß getauchte Bühne. Schon beim ersten Song wird eines deutlich: Hier herrscht Schweden-Hysterie. Kaum einen hält es in den Anfangsminuten in den Sitzen. Es wird geklatscht, es wird getanzt und lauthals mitgesungen.
Auf der Bühne vergnügen sich mittlerweile junge Tänzerinnen, die das Festival der Sinne mit viel nackter Haut und schwungvollen Körperübungen komplettieren. Doch das Auge hat keine Zeit zum Verweilen. Weiter geht“s.
Wie ein bunt geschmückter Schnellzug rast die Show durch den Abend. Langeweile gab es in den 70er Jahren offenbar noch nicht. Und immer dann, wenn die Künstler ihre Kostümwechsel vollziehen, betritt der Moderator der Revivalparty den Saal. Neben der Darbringung der harten ABBA-Fakten liegt sein Aufgabenbereich ganz eindeutig in der Animation. Dem Publikum wird keine Ruhepause gegönnt. Laolawellen, Choreographien einproben – ABBA-Fever ist Bewegungstherapie, die in den Zuschusskatalog jeder deutschen Krankenkasse aufgenommen werden sollte. Nur bei „The winner takes it all“, dem Trennungssong der beiden Bandmitglieder Björn und Agnetha, herrscht gebanntes Schweigen. Die Ergriffenheit der Fans hinterlässt keinen Zweifel – ABBA lebt! Und als dann für die Hymne „I have a dream“ ein Bühnenchor aus dem Zuschauerraum gecastet werden soll, ist sich keiner zu schade. Nein! Bis in die letzte Reihe sieht man glücklich singende Menschen.
Philipp Kühl
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: