Kultur: Einiges los bei Familie Hase
Von wegen „Mein Name ist Hase“! Da war doch am Wochenende einiges los in der gleichnamigen Familie, irgendwo im Französischen: Mutter Hase führt in dem Theaterstück „Hase Hase“ das Kommando über ihre vielköpfige Sippe, aber weiß sie wirklich Bescheid?
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Von wegen „Mein Name ist Hase“! Da war doch am Wochenende einiges los in der gleichnamigen Familie, irgendwo im Französischen: Mutter Hase führt in dem Theaterstück „Hase Hase“ das Kommando über ihre vielköpfige Sippe, aber weiß sie wirklich Bescheid? Irgend etwas scheint mit ihrem Hasenkind namens „HaseHase“ (Sylvana Groß) nicht zu stimmen, im Gymnasium beschwert man sich über sie. Auch Papa Hase (Christian Elsner) macht immer so merkwürdige Andeutungen, wenn sie ihn nach seiner Arbeit fragt. Wo man wohnt, kommt der Gerichtsvollzieher öfter vorbei als die Glücksfee, nun aber brechen ganz martialisch zwei Polizisten in diese Wohnung hinein. Gesucht wird Mama Hases terrorverdächtiger Sohn Jeannot (Baska Lindenberger), den man mit dem sozialen Aufruhr in Verbindung bringt. Derzeit ist auch das „Boss-Kidnapping“ sehr beliebt: Chefs entführen und sie gegen Versprechen zu Kündigungsschutz und Arbeitsplatzgarantie wieder freizusetzen.
Wie es mit diesem brillant erdachten Vaudeville von Coline Serreau weitergeht, erlebte ein übervolles „Haus der Begegnung“ in der Waldstadt, denn dieses soziale Härtespiel war selbstredend und ausschließlich für die Bühne erdacht. Axel Tröger, in den vergangenen Jahren durch Inszenierungen wie „Die Platte lebt“ oder „Den Alltag leicht nehmen“ bekannt, hat das etwa zehn Jahre alte Stück bearbeitet und auch diesmal Regie geführt. Gespielt wird es vom „Integrationstheater Teufelssee, einem Laienensemble aus behinderten und nicht behinderten Darstellern. Dadurch erhält die literarische Vorlage natürlich einen speziellen Drive: Die stets dominante Mama (Sabine Pfeifer, sehr mütterliche Zügen, aber auch mit Textschwächen) sitzt im Rollstuhl, Sohn Bebert (Rolf Gutsche) hat ein spastisches Leiden wie Tochter Lucie (Franziska Gallasch) auch. Schwer, den integrativen und den künstlerischen Aspekt auf einen sicheren Nenner zu bringen, zumal dieses Vaudeville seinem Namen alle Ehre macht: Problem wird auf Problem gehäuft, bis nix mehr geht, zum Beispiel zwischen Tochter Marie (Ulrike Haase) und ihrem Gerard (Bileam Lindermann). Peu a peu kehren also nicht nur dem Zuschauer bislang unbekannte Kinder ins Hotel Mama ein, auch noch Nachbarin Duperri (Katrin Lemke) mit ihrer ungeölten Stimme. Mama sieht das unverbissen: „Wir feiern, dass es nur so kracht!“ Draußen indes tobt ganz unsozial das Leben. Papa wird entlassen, HaseHase mit ihrer nur behaupteten Ufo-Macke fliegt vom Gymnasium – und Mama Hase weiß davon nichts! Duperris betuchter Sohn (Silvio Bojarski) bringt die Lösung: Die ganze Familie kidnappt diesen Manager, den Rauswerfer von Papa Hase, bis er für alle günstige Arbeitsverträge unterzeichnet.
In dieser Szenerie ist sehr viel Spaß und Humor, für beide Seiten. Bei Muttern ist es eben am wärmsten. Ob nun behindert oder nicht, letztlich geht es auch bei dieser Truppe um Theater. Solange man Situationen wie in „Die Platte lebt“ spielt, mag einiges leichter sein. In Serreaus Stück aber geht es um Vorgänge und Figuren, und da scheint noch einiges drin zu sein, zwischen Familienenge und verwuseltem Finale. Es ist Trögers beste Inszenierung nicht, zu vieles wird nur angedeutet, Angedeutetes nicht weitergespielt, Weitergespieltes nicht abgeschlossen. Aber bis zur zweiten Vorstellung ist ja noch etwas Zeit. Gerold Paul
Nächste Vorstellung am Sonntag, 28. Februar, 17 Uhr, im Haus der Begegnung, Teufelssee 30
Gerold Paul
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