Kultur: Einmal im Jahr
Rockige Weihnachten mit Veronika Fischer
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Auf ihrer Platte „Dünnes Eis“ hat Veronika Fischer einige Chansons vereinigt, die den Winter und die Gefühlskälte im Land thematisieren. Passend zur Jahreszeit gab es bei ihrem Konzert im voll besetzten Nikolaisaal auch einige Lieder aus diesem Album, das Hauptgewicht jedoch lag bei Weihnachten. Extra für das Fest hat sie die CD „Weihnachten wieder daheim“ herausgebracht. Und da geht es nicht um einen Mangel an Gefühl, sondern um Emotionen in ihrer reinsten, kinderbäckchenroten Form. Im typischen „Vroni“-Sound begingen die Sängerin, ihre erweiterte Band und das Publikum einen vorgezogenen Weihnachtsabend.
Nach dreieinhalb Jahrzehnten Bühnenerfahrung weiß die versierte Chanson- und Rocklady, wie sie ihr Publikum abholen kann: Mit „Lasst uns froh und munter sein“ erklang ihre wohlbekannte Stimme, die weit changieren kann und von Energieschüben getragen wird. Cellotöne (Anne-Christin Schwarz) hatten das Publikum schon auf Weihnachten eingestimmt, und Keyboard (André Gensicke), Hammond-Orgel (Andreas Bicking), Gitarre (Udo Weidemüller), Drums (Heiko Jung) und Bass (Peter Klinke) brachten die rockig-sanfte Tiefe in den Raum.
Mit schwarzer Hose, weißem langen Hemd, Weste und Krawatte präsentierte sich Veronika Fischer in einer legeren Traditionsverbundenheit – und genauso sollte das Konzert auch werden. Der Chor (Anna, Sophia und Ulrike) zuckte rockig und durfte außer hintergründigem Stimmvolumen auch Gospellieder mit sicheren und volltönenden Stimmen interpretieren. „Today our child is born on earth“ lautet eine mögliche englische Version von „Stille Nacht, heilige Nacht“, das Veronika Fischer dann auch selbst intonierte. Ihr Produzent, Saxophonist und Organist Andreas Bicking und sie hätten bei der Vorbereitung der Weihnachts-CD überlegt, was alles da reingehöre – und religiöse Lieder gehören einfach dazu, beschlossen die beiden. So war „Maria durch den Dornwald ging“ eines der überraschend wohl klingenden Lieder, bei denen die Band Veronika Fischers Stimme einen angenehmen Soundteppich lieferte. Am Cello spielte sich Anne-Christin Schwarz gekonnt in eine klassisch-moderne Dimension, die dem manchmal soften Konzert sehr gut tat. „Vom Himmel hoch da komm ich her“ und „Es ist ein Ros entsprungen“ kamen gleichzeitig gerockt und zart daher. Andreas Bicking schaffte mit seinem Saxophon eine kosmisch-ozeanische Atmosphäre, die von den blauen Scheinwerfern durch sphärisches Licht unterstützt wurde. Diese Instrumentaleinlage bildete die Brücke zu bekannten Hits von Veronika Fischer wie „Kleines Haus am Wiesengrund“.
Der Titelsong „Weihnachten wieder daheim“ beschwört eine Weihnachts-Idylle, in der der „Schnee der Kinderzeit“, die kochende Mutter und „eine Sehnsucht“, die Getrennte wieder zusammenführt, wichtige Rollen spielten. „Und es war Weihnacht, Weihnacht wie es immer war“ sang Veronika Fischer mit ihrer voluminösen Stimme, die an Extrempositionen froh war über die starke Instrumentalunterstützung. Diese heile, wie die Sängerin wohl aus dem Thüringischen stammende Weihnachtswelt wurde während der anderthalb Stunden vom Publikum mitempfunden – und das darf ja, zumindest zum Fest, auch einmal sein. Die begeisterten Zuhörer verlangten mit starkem Applaus nach Zugaben.
Davon gab es dann drei, und, um einen weiteren Weihnachtswunsch des Publikums zu erfüllen, wurde natürlich die „Schneeflocke“ zelebriert. Die war auch schön, wohl bekannt und freundlich, ganz so, wie man es von Veronika Fischer gewöhnt ist.
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