Kultur: Einmann-Pogo
Laut und rau: die „Flatrate – 5 Bands“ im Lindenpark
Stand:
Unverdrossen gibt der Verein Lindenpark seit Jahren jungen und unbekannten Bands die Möglichkeit, in einem großen Konzertsaal zu spielen und verfolgt damit das Anliegen, Musiker sowie Publikum für das Potsdamer Musikleben aufzuschließen. Bei dieser Vision müssen wirtschaftliche Gesichtspunkte zeitweise in den Hintergrund treten.
Dass allerdings bei der zweiten Runde der „Flatrate- Konzerte“ so wenig Zuschauer den Weg in die Stahnsdorfer Straße finden, ist auch Lindenpark- Chef Dirk Harder unerklärlich. Er selber springt an diesem Abend als Türsteher ein, um die Kosten der Veranstaltung zu senken und sein Konzept zu verteidigen: „Flatrate – 5 Bands für einen Euro“. Das ist doch geschenkt!
Und musikalisch? Gerade hat die erste Band „quarterdivided“ die Bühne verlassen. Ihr Rock“n“Roll mit Ska-Anleihen konnte durchaus überzeugen. Da die Potsdamer Formation erst ihren fünften Auftritt spielt, nimmt sie den leeren Saal gelassen: „Wir üben schon mal für den Saturday Fight Club“, meint Sänger Marcello und spielt damit auf ihre Teilnahme bei dem Bandwettbewerb im Lindenpark an. Als nächstes geht es mit den „Show off freaks“ weiter. „Hart, laut, schnell und ungenau“ scheint ihr musikalisches Motto zu sein. Es holpert und poltert bei den drei Jungs aus dem Norden Brandenburgs. Schließlich schaffen sie es jedoch, den ersten Tänzer vor die Bühne zu locken und können sich am Ende rühmen, den „Einmann- Pogo“ initiiert zu haben.
Es folgen „Vision of a Rampage“, bei denen eher düstere Töne vorherrschen. Passend dazu gibt es wehende Haare und schwarze, kreischende Gitarren. Hier wird nun endlich deutlich, dass die Veranstaltung ein grundsätzliches Problem hat: Der Ausgleich fehlt. Ying und Yang. Sonne und Mond. Winter und Sommer. Das alles wurde nicht beachtet. Es ist durchgehend zu laut, zu rau, und oft fehlt es an der musikalischen Feinabstimmung innerhalb der Bands. Erst als die „Kranken Schwestern“ mit ihren witzigen Stücken die Atmosphäre auflockern und etwas Abwechslung in ihren Grooves erkennen lassen, wird die Stimmung freundlicher. Kurz darauf werden die Verzerrer der Gitarren wieder auf Anschlag gedreht. Diesmal aber mit Können. Die Männer von „Fat Chaplin“ bilden den Abschluss des Abends und beweisen in ihrer Rockshow, dass sie der musikalische Höhepunkt des Abends sind.
Das Fazit dieser zweiten „Flatrate- Reihe“ ist dennoch enttäuschend: Es fehlte an Zuschauern und musikalischen Spannungsmomenten. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass der Lindenpark bei der Entwicklung einer jungen Potsdamer Musiklandschaft weiterhin unbezahlbare Pionierarbeit leistet. Philipp Kühl
Philipp Kühl
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