Kultur: Einst populär
Grauns Passionskantate am Karfreitag in St. Nikolai
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Carl Heinrich Grauns Passionskantate „Der Tod Jesu“ war in der Zeit nach Johann Sebastian Bachs Tod über lange Jahre aus der kirchenmusikalischen Praxis in der Passionszeit nicht mehr wegzudenken. Doch mit der wachsenden Popularität der Bach’schen Passionen seit Felix Mendelssohn Bartholdys Einsatz für die Matthäus-Passion kam das Werk immer seltener zur Aufführung. Auch in Potsdam. Das letzte Mal erklang es in den neunziger Jahren durch die Singakademie Potsdam. Am Karfreitag kommt „Der Tod Jesu“ in der St. Nikolaikirche erneut zur Aufführung. Kantor Björn O. Wiede hat es mit seinem Nikolaichor und dem Kammerorchester der Philharmonischen Gesellschaft auf Barockinstrumenten einstudiert. Als Solisten wirken Johanna Krumin, Sopran, Joachim Buhrmann, Tenor, und Sebastian Bluth, Bass, mit.
Mit seinem Werk löste Graun im Jahr 1755 die Tradition der barocken Passionsoratorien ab, die dem damaligen Zeitgeschmack in verschiedenen Punkten entgegen kam. In die Dichtung Karl Wilhelm Ramlers hielt die Theologie der Aufklärungsepoche Einzug. Im Mittelpunkt steht der tugendhafte Mensch Jesus, durch dessen Empfindungen der Liebe, des Mitleids und des Schmerzes die Seelen der Zuhörer gerührt werden sollen.
Die Textvorlage enthält keine Bibelzitate, sondern begleitet das Passionsgeschehen kommentierend und beschreibend. Es enthält Elemente aus allen vier Evangelien. Das Passionsgeschehen soll damit von den Zuhörern nacherlebt werden. Manche Formulierungen und Gedanken sind und jedoch heute fremd und ungewohnt. Ganz anders ist dies bei der Musik.
Carl Heinrich Graun, geboren 1703, war Hofkapellmeister Friedrich II. und komponierte im sogenannten empfindsamen Stil, der Trauer, Schmerz, Jubel und Freude subjektiv ausdrückt. Die Arien sind zum Teil sehr virtuos und betrachten das Geschehen in großer Gesamtsicht und weniger auf das jeweilige Ereignis bezogen. Die Chöre finden wir sowohl im alten Fugenstil komponiert, als auch in frei gestalteter Form. In das Werk eingestreut sind insgesamt sechs Choräle. kip
10. April, 18 Uhr, St. Nikolaikirche. Eintritt: 20, 16 und 12 Euro.
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