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Leonard Elschenbroich.

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Kultur: Entdeckungen zwischen Alter und Neuer Welt

Holbrooke, Schumann und Dvorák im Sinfoniekonzert

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Er wurde nur 40 Jahre alt, doch sein literarischer Ruhm war weltumspannend und dauert bis heute an. Edgar Allan Poe, der Meister des Unheimlichen, Albtraumhaften und Grotesken, ist in diesem Jahr, in dem es seinen 200. Geburtstag zu würdigen gilt, mal wieder in aller Hände bzw. Munde. Besonders seine Kurzgeschichten (wie „Der Untergang des Hauses Usher“, „Die Morde in der Rue Morgue“ oder „Grube und Pendel“) erfreuen sich anhaltender Popularität und haben seinen Ruf als „Fürst des Grauens“ befestigt. Von seinem lyrischen Werk hingegen hat es außer dem „Raben“ kein Gedicht in den großen literarischen Kanon geschafft. Schlag nach bei Poe! sagte sich hingegen der englische Komponist Joseph Holbrooke (1878-1958) und vertonte gleich mehrere Gedichte des großen Amerikaners. Sein Orchesterpoem "Ulalume" geht unmittelbar auf das gleichnamige Poe-Gedicht von 1847 zurück. Als Titel (zusammengesetzt aus dem lateinischen "ululare"/wehklagen und "lumen"/Licht) dient der Name einer verstorbenen Frau, deren Grab der Sprecher aufsucht. Eine Reise in die Unterwelt und das eigene dämonische Innere nimmt darin in typisch Poe''scher Manier ihren Lauf.

Entdeckungen sind das Thema des 7. Sinfoniekonzerts dieser Saison. Entdeckt werden darf Joseph Holbrooke, aus dessen reichhaltigem, spätromantischen Werk hierzulande noch kaum etwas bekannt ist. Holbrookes Landsmann Howard Griffiths, der am 14. März das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt leiten wird, verdanken wir diese Ausgrabung, der hoffentlich weitere folgen werden.

Mit Robert Schumanns Cellokonzert, komponiert 1850, betreten wir zwar ganz und gar vertrautes Terrain, doch dürfen wir uns auf die Entdeckung eines großartigen jungen Interpreten freuen. Dieses Konzert (das erste große Konzert, das jemals für das Cello komponiert wurde) kann als Pioniertat gelten: alle nachfolgenden Cellokonzerte (von Dvorák bis Schnittke) bezogen sich mehr oder weniger direkt auf dieses Werk, von dem der berühmte Cellist Pablo Casals 1956 sagte, es sei "one of the finest works one can hear". Interpretiert wird das Schumann-Konzert von Leonard Elschenbroich. Mit 23 Jahren befindet sich der gebürtige Frankfurter, Protegée von keiner Geringeren als Anne-Sophie Mutter und mehrfache Wettbewerbssieger derzeit im Steilflug nach oben. Die "Frankfurter Rundschau" bezeichnetet ihn kürzlich als einen "nahe am Rande des Ausnahmezustands Agierenden". Elschenbroich bringt also ideale Voraussetzungen mit, die enormen Anforderungen von Schumanns Cellokonzert zu erfüllen.

Einer Entdeckungsfahrt glich gewiss die Reise von Europa über den "Großen Teich", die Antonín Dvorák 1892 nach Amerika führte. Man hatte ihn als künstlerischen Leiter des National Conservatory of Music nach New York berufen, wo er bis 1895 blieb. Diesem Aufenthalt verdanken wir u.a. neben dem berühmten "Amerikanischen" Streichquartett die Sinfonie "Aus der Neuen Welt" (beide wurden 1893 geschrieben), in der unschwer auch Reminiszenzen an die böhmische Heimat des Komponisten zu entdecken sind. Wie viel tatsächlich Amerikanisches und wie viel komponiertes Heimweh in dieser Sinfonie stecken - darüber klärt Stephan Holzapfel wenige Stunden vor diesem Konzert das junge Publikum auf. Astrid Weidauer

14. März, 16 Uhr, Großer Saal: Klappe zu, Ohren auf!; 14. März, 19.30 Uhr, Großer Saal: Sinfoniekonzert

Astrid WeidauerD

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