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Kultur: Enthusiasmus als Philosophie Metal in allen Variationen bei „Noise Of Potsdam“

Das ist Enthusiasmus: Obwohl vor der großen Bühne des Lindenparks nur rund 70 Zuschauer stehen, traut sich Madstop-Sänger Konrad Oeckel eine Frage. „Ist Potsdam eine Metalstadt?

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Das ist Enthusiasmus: Obwohl vor der großen Bühne des Lindenparks nur rund 70 Zuschauer stehen, traut sich Madstop-Sänger Konrad Oeckel eine Frage. „Ist Potsdam eine Metalstadt?“, ruft er durch das Mirko. „Jaaaaa!", brüllt es aus dem Publikum zurück, als wäre der Konzertklub in der Stahnsorfer Straße wesentlich voller. Mit der niedrigen Gästezahl haben am Freitag abend alle drei Bands zu kämpfen, die unter dem Motto „Noise of Potsdam! Metal in allen Variationen zelebrieren.

Allerdings ist der Titel irritierend gewählt: Aus Potsdam stammen nur Madstop, die das Konzert auch maßgeblich organisiert haben und deswegen auch die meisten Fans mitgebracht haben. Doch rein musikalisch klingen die Vertreter von außerhalb interessanter und reifer. Da sind einmal DorrisDe aus Frankfurt (Oder), die nach Madstop als letzte Band des Abends heftigen Metal-Core brettern: Stakkatoartige Gitarren, dazu Trommelgewitter und das aggressiv bellende Organ von Frontmann Phelicks. Als Kontrast darf zwischendurch auch eine Frau mitsingen, das Duett zwischen hell-klarer Stimme und fiesem Gekreische klingt reizvoll. Allerdings sind zu dieser Zeit nur noch rund 20 Leute da: Der Madstop-Anhang ist nach dem Auftritt seiner Faves bereits gegangen. DorrisDe lassen sich davon nicht beirrren: Enthusiastisch spielen sie knapp eine Stunde und scherzen mit den wenigen Leuten vor der Bühne über die erweiterte Probenraum-Atmosphäre.

Solcher Enthusiasmus – trotz widriger Umstände motiviert zu wirken – ist auch bei Unsoul zu spüren. Die Berliner stehen eben auch nur einem kleinen Publikum gegenüber, das zudem anfangs noch recht reserviert ist. Dies liegt wohl an ihrer nicht sofort eingängigen Musik: Eine Mischung aus brutalem Death Metal, der allerdings mit recht hell klingenden Keyboardklängen unterlegt ist. Dazu streuen sie immer wieder einzelne Melodiebögen in ihren Sound. Sänger Dennis Schröder dagegen grunzt extrem tief und guttural, wie es das Genre verlangt. Diese ungewöhnliche Art von extremen Metal funktioniert von Song zu Song besser, am Ende erhalten Unsoul mehr als Achtungsapplaus.

Der Madstop-Auftritt in der Mitte des Abends wirkt biederer. Dies liegt in erster Linie daran, dass die dreiköpfige Band immer noch keinen richtigen Sänger gefunden hat. So muss Gitarrist Konrad wieder einmal den Platz hinter dem Mikro übernehmen. Allerdings reicht das Volumen seiner Stimme mit 19 Jahren noch nicht aus, um so zu klingen, wie es sein mutmaßliches Vorbild – Metallica-Sänger James Hetfield – mit jahrlanger Übung geschafft hat. Allerdings finden sich in der Musik von Madstop durchaus interessante Ideen. Und besonders ihr Schlagzeuger scheint äußerst talentiert, wie sein Drumsolo kurz vor Schluss des Sets beweist. Dieses Ende zieht sich in die Länge: Madstop dürfen als einzige Band eine Zugabe spielen und bekommen viel Applaus. Aber ist Potsdam nun eine Metalstadt? Madstop-Sänger Konrad glaubt wirklich daran, wie er nach dem Konzert bekennt: „Dass so wenig Leute da waren, lag daran, dass wir das Konzert sehr kurzfristig organisiert haben und nicht so viel Werbung machen konnten. Aber macht nichts, nächstes Mal läuft es besser.“ Das ist Enthusiasmus.

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