Kultur: Erfolgreicher Wiederbelebungs- Versuch
Mit Spartacus kommt Jugendkultur in die Innenstadt
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Mit Spartacus kommt Jugendkultur in die Innenstadt Es war lange ruhig in der Schlossstrasse. Kein Licht und kein Leben hinter staubbeschichteten Fenstern. Nur manchmal, wenn man dieses Eckhaus, besser bekannt unter dem Namen Spartacus, im Vorbeigehen streifte, fragte man sich, ob das nun schon Jahre her sei, dass einem hier zu später Stunde wuchtige Bässe, nervöses Licht entgegensprangen und auf dem Fahrradweg manch biergesättigte Gestalt mit aggressivem Grunzen zielgerichtet auf einen zu schwankte. Doch bekanntlich kommt alles wieder. Und so hieß es mehrmals, Jungendkultur komme, unter Leitung des Lindenpark e.V., zurück in das Spartacus. Doch ließ die auf sich warten. Anfang dieses Jahres war wieder Bewegung hinter den schmutzstarren Fenstern. Im Juni wurde im Erdgeschoss das Hell-Net-Mediacafe eröffnet. Und knapp drei Monate später war dann die Zeit für die Wiederbelebung des alten Spartacus gekommen. Am Donnerstag stand die offizielle Eröffnungsfeier für das Spartacus an. Mit freiem Eintritt und der Berliner Band Sofaplanet wurden die neuen alten Räume eingeweiht. Das Musikalische wird sich in Zukunft nur auf das Obergeschoss beschränken, aber die Gefahr, dass das neue Spartacus, wie sein Vorgänger, zum suspekten Technoschuppen verkommt, scheint nicht zu bestehen. Bewährtes wie die Fritz-Sonntax-Disco und die Konzertreihe Noise of Potsdam sollen hier ihren festen Platz finden. Daneben regelmäßige Partys und, wie es heißt, ein „abwechslungsreiches Programm“. Das Spartacus, das gleichzeitig Jugend- und Ausbildungszentrum ist, setzt in seinem zweiten Leben auf Vielfalt. Das Publikum an diesem Abend jung und durchmischt. Die Alternativfraktion, weniger die Schickimickigarde a là „Fun“ oder „Lollipop“, scheint hier Besitzansprüche zu stellen. Etwas zurückhaltend noch wurden die Räume in Besitz genommen. Das kühle und stellenweise fast schon sterile Ambiente scheint ein Grund gewesen zu sein. Aber auf neuem Terrain bewegt man sich anfangs immer etwas vorsichtiger und die Zeit wird zeigen, wie heimelig die Jugend sich hier fühlen wird. Kurz nach Zehn eine Begrüßungsrede und dann Sofaplanet auf kleiner Bühne. Die drei Musiker, die im vergangenen Jahr mit ihrem Lied „Liebficken“ für etwas Aufregung in den deutschen Charts sorgten, mit treibendem, dem Punk verpflichteten Deutschrock gegen die ungnädige Akustik in dem, von Mauerdurchbrüchen dominierten Obergeschoss kämpfend. Das Spartacus füllte sich allmählich und die Luft wurde immer dicker. Frische holte man sich vor der Tür. Und wem es gefiel, der blieb eine Weile am Straßenrand hocken. Mit Beschwerden empfindlicher Nachbarschaft muss hier kaum jemand rechnen. Jugendkultur ist wieder in der Innenstadt angekommen. Bleibt zu hoffen, dass sie hier endlich auf Dauer sesshaft wird.Dirk Becker Heute ab 22 Uhr im Spartacus „Große Brandenburg-Tag-Party“.
Dirk Becker
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