Kultur: Erich Loest morgen in der Lindenstraße 54
„Es geht seinen Gang“. Erich Loest liest morgen um 20 Uhr in der Gedenkstätte Lindenstraße 54.
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„Es geht seinen Gang“. Erich Loest liest morgen um 20 Uhr in der Gedenkstätte Lindenstraße 54. Nach vielen Hürden waren sie als Ingenieur, Physiker oder Zahnarzt im beruflichen Trott angekommen, „still ging alles seinen Gang“. Und der Ehrgeiz hielt sich in Grenzen. Loest hat sich dieser ostdeutschen Mittelschicht angenommen, die in den 70er Jahren ihr privates Glück suchte, und erfand die Figur des Ingenieurs Wolfgang Wülff, einen „gutartigen Durchschnittsmann“. Sein Geburtsjahr fiel nicht zufällig mit dem der DDR zusammen. Loest ging es um ein Zeit- und Sittengemälde ohne Kompromisse. Das dieses Vorhaben in ein quälendes, zähes Ringen mit dem damals für Gegenwartsliteratur zuständigen Mitteldeutschen Verlag mündete, konnte man ahnen. Das aber ein Heer von Spitzeln aus Schriftstellerkollegen, Verlagsangestellten und vermeintlichen Freunden alles daran setzte, den Autor mürbe zu machen, konnte erst nach 1990 aufgedeckt werden. Loest widmete der Verhinderungsmaschine ein eigenständiges Buch mit dem Titel „Der vierte Zensor". Die Querelen um den Roman führten im Jahr 1981 zur Ausreise in die Bundesrepublik. PNN
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