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Literatur ist nicht nur zum Lesen da. Elke Liebs vom Literarischen Salon.

©  Manfred Thomas

Von Dirk Becker: Erlebbar, nachvollziehbar, verständlich

Elke Liebs lädt ab morgen regelmäßig zum „Literarischen Salon“ auf das Theaterschiff ein

Stand:

Die Lewitscharoff hat Elke Liebs schon einmal erlebt. Bei einer Lesung aus ihrem preisgekrönten Roman „Apostoloff“ in Berlin. Da saß Elke Liebs im Publikum und hörte die klugen und feinironischen Antworten der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff auf die vorwurfsvollen Fragen eines Moderators. Und je hartnäckiger der Moderator fragte, je ironischer und trotzdem immer freundlich bleibend die Antworten der Lewitscharoff wurden, umso mehr ärgerte sich Elke Liebs. Denn obwohl weit über 100 Gäste zu der Lesung gekommen waren, beschränkte sich das anschließende Gespräch allein auf die Schriftstellerin und zwei Moderatoren. Fragen aus dem Publikum waren nicht erwünscht.

Wenn Elke Liebs am morgigen Mittwoch mit der Potsdamer Schriftstellerin Julia Schoch zum ersten Mal in den „Literarischen Salon“ einlädt, sind Fragen aus dem Publikum nicht nur erwünscht. Elke Liebs erwartet solche Fragen.

Seit Jahren schon hat sich Elke Liebs, die bis 2007 an der Universität Potsdam gelehrt hat, eine solche Veranstaltung gewünscht. Vor zwölf Jahren hatte Elke Liebs an der Universität zum ersten Mal eine Schreibwerkstatt angeboten. Kreatives Schreiben für Studenten, die sich an Literatur versuchen wollten. Mittlerweile ist diese Schreibwerkstatt zu einer Art Selbstläufer für eine Potsdamer Schreibbewegung geworden. Die Studenten haben das Heft selbst in die Hand genommen und bringen regelmäßig das Heft „schreib“ mit ihren Gedichten und Kurzgeschichten heraus.

Auseinandersetzung mit der Literatur jenseits vom Lesen, das ist es was die 66-jährige Elke Liebs antreibt. „Berührungsängste abbauen“, sagt Elke Liebs in einem Gespräch über ihr Projekt „Literarischer Salon“, das sich ganz schnell und fast unmerklich zu einem Gespräch über Literatur und die unterschiedlichsten Schriftsteller entwickelt. Ganz einfache Fragen über das Schreiben möchte Elke Liebs im „Literarischen Salon“ stellen und auch beantworten lassen. Wie muss man sich den Schreibprozess vorstellen? Wie arbeitet eine Schriftstellerin mit der Sprache? Wie lässt sich erzählen?

Elke Liebs will aber mit dem „Literarischen Salon“ keine Gebrauchsanweisung für das Schreiben liefern. Sie möchte die weite Welt der Literatur den Gästen durch das Gespräch, das gar nicht erst auf irgendwelche hochtrabenden Ebenen gebracht werden soll, näher bringen. Erlebbar, nachvollziehbar, verständlich. Eine aktive Auseinandersetzung im Gespräch, die gern auch zu eigenen Schreibversuchen anregen kann.

Als erste Autorin für den „Literarischen Salon“ konnte Elke Liebs die Potsdamerin Julia Schoch gewinnen, die mit „Mit der Geschwindigkeit des Sommers“ in diesem Jahr einen der besten Romane im deutschsprachigen Raum veröffentlicht hat. „Das mit einer Sprache, die so dicht ist und trotzdem nachvollziehbar“, schwärmt Elke Liebs. Sie hat mit Julia Schoch, Ingrid Lausund, Ines Geipel, Natascha Wodin und Sibylle Lewitscharoff die Autorinnen für die ersten fünf Veranstaltungen im „Literarischen Salons“ selbst ausgewählt. Schriftstellerinnen, die sie mit ihren Texten überzeugt haben. Die Idee für diese Lesungen, in denen unterschiedliche Autorinnen zu Wort kommen sollen, kam ihr in Gesprächen im Autonomen Frauenzentrum, wo sie derzeit ehrenamtlich als Kulturreferentin arbeitet. „Dann haben wir spontan einen Antrag gestellt und eine Förderzusage seitens der Stadt erhalten“, sage Elke Liebs.

Als Konkurrenz zu den Lesungen des Brandenburgischen Literaturbüros und des Potsdamer Buchhändlers Carsten Wist möchte sie den „Literarischen Salon“ nicht verstehen. Das sei eine ganz eigene Veranstaltung mit einem anderen Profil. Bewusst habe sie für die Lesungen und Gespräche das Theaterschiff als Veranstaltungsort gewählt. Denn, so Elke Liebs, die Atmosphäre dort sei ideal, um Berührungsängste gar nicht erst aufkommen zu lassen. Und natürlich sei der „Literarische Salon“ keine Veranstaltung nur für Frauen. Elke Liebs hofft auf viele Gäste, darunter auch Männer. Denn sollte sich das Konzept des „Literarischen Salons“ bewähren, möchte Elke Liebs weitere Lesungen anbieten. Dann auch mit den schreibenden Herren der Schöpfung.

Der „Literarische Salon“ beginnt am morgigen Mittwoch, 19 Uhr, mit der Lesung von Julia Schoch auf dem Theaterschiff. Der Eintritt kostet 5, ermäßigt 3,50 Euro. Weitere Lesungen sind am 16. September mit Ingrid Lausund, am 30. September mit Ines Geipel, am 14. Oktober mit Natascha Wodin und am 3. November mit Sibylle Lewitscharoff geplant

Dirk Becker

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