Kultur: Erwärmendes aus der Frostanstalt Adventskonzert in St. Peter und Paul
Halb Potsdam ist auf den Beinen. Doch die meisten zieht es am voradventlichen Sonnabend in die Brandenburger Straße, Weihnachtsmarkt gucken.
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Halb Potsdam ist auf den Beinen. Doch die meisten zieht es am voradventlichen Sonnabend in die Brandenburger Straße, Weihnachtsmarkt gucken. Andere zieht es in die Propsteikirche von St. Peter und Paul, festliche und fröhliche Adventsmusik hören. Mit ihr setzt sich die Reihe der Orgelkonzerte den saisonalen Schlusspunkt. Für den einst annoncierten Björn Brünnich aus Leipzig steht nun der Berliner Trompeter Thilo Hoppe auf der Empore, um mit Hausorganist Andreas Zacher in barocken und romantischen Gefilden zu entdecken, was als musikalischer Gruß für die Adventszeit geeignet erscheint. Es sind größtenteils pastorale Klänge, die der christlichen erwartungsfrohen Vorbereitungszeit auf Weihnachten als dem Tag der Geburt Jesu den stimmungsvollen Rahmen bilden.
Strahlende Prinzipalstimmen zieht Andreas Zacher der am Sauerschen Ideal orientierten Buchholz/Schukeschen Orgel für das D-Dur-Concerto von Johann Friedrich Fasch, dem Thilo Hoppe seine gestochen klaren, glanzvollen Trompetenattacken hinzugesellt. Dabei begeistert beider Wetteifern im Stakkato genauso wie das erbauliche Largo-Singen, das Allegro-Hymnische. Nie wirkt das eine Instrument gegenüber dem anderen aufdringlich. Von solcher gegenseitigen Anpassungsfähigkeit sind auch die weiteren Barockpiecen geprägt.
In ansatzweich geblasenen und orgelinnig begleiteten Choralbearbeitungen („Herr Christ, der einig Gottes Sohn“, „Puer natus in Bethlehem“) von Dietrich Buxtehude ist äußerlicher Glanz verinnerlichtem Leuchten gewichen. Zunächst von verhaltener, legatolieblich ausgebreiteter Freude ist die D-Dur-Sonate des Italieners Giuseppe Torelli geprägt, die schon bald in die Stakkatobravour der Trompete nebst jubilierender Diskantstimme der Orgel mündet. Pastorale, von schnarrend klingender Orgelstimmenmixtur erzeugte Stimmungen zeichnet dagegen die g-Moll-Sonate des Böhmen Pavel Josef Vejvanovský aus, während sich Händels D-Dur-Suite mit allen Zutaten barock-pompösen Glanzes in aller Herrlichkeit entfaltet. Thilo Hoppes glanzvolle und stilkundige Blaskünste – kein Wunder, dass er Solotrompeter des Staatsorchesters Frankfurt ist – würde man gern auch in einem Sinfoniekonzert erleben.
Um ihm immer mal wieder eine Atempause zu gönnen, lässt Andreas Zacher manch Herzerwärmendes in der kirchlichen, jahreszeitlich bedingten Frostanstalt aufklingen. Romantische Klangballungen im akkordischen Zuschnitt liefert der Franzose Alexandre Guilmant (1837-1911) mit Menuett und Finale aus der 4. Orgelsonate, deren düsteres und monumentales Gepräge auf der Orgel vorzüglich zur Geltung kommt. Quasi Weihrauchklänge scheint sie im „Ave Maria von Arcadelt“ von Franz Liszt zu verbreiten. Ätherisch schwebende Soloregister und der Tremulant finden reichlich Verwendung. Ein stimmungsvoller, beifallsfreudig aufgenommener Auftakt für die Adventszeit. Peter Buske
Peter Buske
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