Kultur: Es gilt das gesprochene Wort
Danko Jones gibt „Spoken Word“-Performance im Waschhaus
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Danko Jones gibt „Spoken Word“-Performance im Waschhaus Der Samstagabend beginnt lautstark. Die Solinger Energiebündel von „Lockjaw“ nehmen bei der Visions-Party die Bühne als Erstes in Beschlag. Mit ihrem break-reichen Emo-Punk pfeffert der Fünfer eine solide Rock-Show hin. Für Leute, die Vergleiche mögen oder brauchen: die Lockjaw’sche CD-Sammlung beinhaltet sicherlich das eine oder andere „At the Drive-In“-Album. Nachdem die Tinnitus -Gefahr gebannt ist und die Ohrstöpsel unauffällig aus den Gehörgängen gepopelt sind, machen sich auch schon emsige Arbeiter an den Umbau. Die Bühne wird leergeräumt und der Zuschauerraum bestuhlt. Für einen Moment sieht Jones ein bisschen verloren aus, auf der ausladenen Bühne im Waschhaus. Mit seinen zwei Bandkollegen gerne prollige Machoposen einnehmend, wirkt er, so ganz allein gelassen, wie ein Balg, das im Ikea-Kinderparadies vergessen wurde. Was darf man von dem Kanadier erwarten? Sein lyrisches Talent sei mit einer Songzeile aus seiner Feder nur angedeutet: „Hot hot hot hot...Hot Damn, you''re the woman for this man“. Alles klar?! Aber an diesem Abend gilt schließlich auch das gesprochene und nicht das gesungene Wort. Wer Danko Jones plus Band je live erleben durfte, weiß, dass „schnaubende Dampfwalze“ noch eine euphemistische Umschreibung seiner Bühnenqualitäten ist. „We Sweat Blood“, der Name des letzten Danko Jones-Albums kann wörtlich genommen werden. An diesem Abend gibt er jedoch den großen Geschichtenerzähler. Damit beweist er, dass er nicht nur kochende Mosh-Pits provozieren, sondern die Zuschauer auch an seine Lippen fesseln kann. Locker plappert er Anekdoten aus seinem wilden Sex-, Drugs- und Rock’n’Roll-Leben aus. Dabei spielt aber auch immer eine gewisse Selbstironie mit. Es gehört schließlich eine Menge Mut für ein Rocktier wie Danko Jones dazu, zuzugeben, in Nina Perrson von den Cardigans verknallt zu sein. Mit leuchtenden Augen stellt er sich vor, wie sie Songs über ihre Beziehung (oder vielmehr das Ende jener) schreibt. Nicht nur ein Traum, bleibt die desillusionierende Begegnung mit seinem Idol Ozzy Osbourne, noch lange bevor dieser in der eigenen MTV-Show entmystifiziert wird. Eine knappe Stunde berichtet Danko Jones aus der „Magical World of Rock’n’Roll“. Wie ihn ein Bongo-Spieler beim Masturbieren überrascht, über seine Zeit als Verkäufer im Porno-Shop und die folgenreiche Begegnung mit Soullegende Solomon Burke. Im März kommt Danko Jones wieder. Dann ist aber Schluss mit lustig und er hat wieder die Kollegen und einen Sack voll Stromgitarren im Gepäck. Christoph Henkel
Christoph Henkel
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