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Kultur: „Es herrschte da eine Oboenknappheit“Star-Oboist Mayer zum Potenzial seines Instruments

Albrecht Mayer gilt als einer der besten Oboisten weltweit. Allein in diesem Jahr erhielt der 44-jährige Musiker, seit 18 Jahren Solist bei den Berliner Philharmonikern, drei Echo-Preise.

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Albrecht Mayer gilt als einer der besten Oboisten weltweit. Allein in diesem Jahr erhielt der 44-jährige Musiker, seit 18 Jahren Solist bei den Berliner Philharmonikern, drei Echo-Preise. Seine Einspielung mit Transkriptionen von Chorälen von Johann Sebastian Bach hielt sich monatelang in der Hitparade. Das neueste Opus „Bonjour Paris“ ist der französischen Musik des Impressionismus gewidmet. Stets wird der sinnliche, gesangliche, weiche und warme Ton seines Spiels gerühmt. Albrecht Meyer leitet und spielt am heutigen Samstag das Saison-Eröffnungs-Konzert der Kammerakademie Potsdam im Nikolaisaal.

Herr Mayer, wie sind Sie ausgerechnet zur Oboe gekommen?

Ich habe als Kind in Bamberg verschiedene Instrumente gespielt, Blockflöte und Klavier. Mit acht Jahren kam ich dann in einen professionellen Knabenchor. Als ich auf ein musisches Gymnasium sollte, fragte mein Vater, ein Kinderarzt, welches Instrument fehlte. Es herrschte da eine Oboenknappheit. Mein Vater kam aus der Praxis nach Hause, legte eine Oboe auf den Tisch und sagte: Das lernt ihr jetzt. Mein älterer Bruder und ich wurden da nicht gefragt.

Und trotzdem kam da die Begeisterung für dieses aufgezwungene Instrument?

Damals hatte ich eine schwere Zeit, ich habe angefangen zu stottern und habe dann meine ganze Energie, meinen jugendlichen Überschwang auf die Oboe verlegt. Ich hatte wohl auch Talent, denn in kurzer Zeit habe ich die anderen Oboenspieler, auch die älteren, in meiner Gruppe überholt. Nach den ersten zwei Jahren wusste ich: Das soll mein Leben bestimmen und mein Beruf werden.

Mittlerweile haben Sie sich sogar eine Oboe nach eigenen Vorstellungen bauen lassen.

In den letzten Jahrzehnten haben die französischen Oboen sehr den Markt beherrscht. Und ich wollte etwas mit hiesigen Instrumentenbauern machen, speziell im Osten des Landes wollte ich etwas tun. So habe ich gemeinsam mit den sehr netten Menschen der Firma Mönnig in Marktneukirchen im Vogtland diese wunderbare Oboe entwickelt.

Unterscheidet sie sich im Klang von anderen Instrumenten?

Der Klang kommt im besten Fall vom Spieler. Denn wenn das Instrument den Klang vorgibt, ist man als Spieler eingeschränkt. Ich möchte aber die größtmögliche Freiheit beim Spiel haben. Das ist die einzige Vorgabe, die ich habe. Es muss perfekt funktionieren, aber mir ansonsten viel Freiheit geben, damit ich meinen Klang machen kann.

Welche Rolle spielt die Oboe überhaupt in der zeitgenössischen Musik?

Die Oboe ist durch Heinz Holliger eines der wichtigsten Instrumente in den letzten 50 Jahren geworden. Avantgarde-Komponisten, wie Isang Yun, Luciano Berio oder Werner Henze haben für ihn komponiert. Mein Weg ist ein bisschen ein anderer. Ich möchte auch moderne Komponisten unterstützen, aber in einem anderen Stil.

Und welchen Weg nehmen Sie?

Ich denke, die harmonische Musik ist noch lange nicht ausgereizt. Und ich merke an den Erwartungen der Zuhörer, dass ihnen das immer noch näher ist. Die großen Filmkomponisten sind ja die Mozarts unserer Tage. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von John Williams. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt hören diese Musik, mehr als jeden anderen Komponisten. Es entstehen da sehr einfallsreiche, großartige Kompositionen, das ist die Zukunft.

Sie sind als Oboist sehr erfolgreich. Bei Ihrem Auftritt zusammen mit der Kammerakademie Potsdam sind Sie gleichzeitig auch als Dirigent zu erleben. Wie sind Sie zum Dirigieren gekommen?

Wenn man das Glück hat, so wie ich bei den Philharmonikern, die besten Dirigenten zu hören, dann entwickelt man immer mehr genaue Vorstellungen vom Repertoire. Der Wunsch selber zu dirigieren wurde nach etwa zehn Jahren immer stärker. Ich würde es als eine Weiterentwicklung bezeichnen.

Das Gespräch führte Babette Kaiserkern

Albrecht Mayer ist am heutigen Samstag, 19 Uhr, zusammen mit der Kammerakademie Potsdam im Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Straß 10/11, unter anderem mit Werken für Oboe von Ludwig August Lebrun, Jean Françaix, Wolfgang Amadeus Mozart zu erleben. Restkarten an der Abendkasse

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