
© Archiv
Kultur: Es muss nicht nur ein Traum bleiben
Wer schreibt, träumt oft vom eigenen Buch – die Akademie für Autoren bietet professionelle Hilfe an
Stand:
Am Anfang überwiegt die Skepsis. Auch als Maria Koettnitz von ihrer Zeit bei verschiedenen Verlagen erzählt und davon, dass es gelegentlich doch Autoren gelungen war, telefonisch zu ihr durchzudringen. Autoren, die ihre Manuskripte unaufgefordert eingesandt hatten und mittels standardisierter Formbriefe eine Absage erhielten. Die sich damit aber nicht zufrieden geben wollten und immer und immer wieder anriefen. Bis sie, durch Zufall oder weil ihre Sekretärin entnervt aufgab, mit Maria Koettnitz, Lektorin, später Verlagsleiterin, sprachen. „Und immer wieder war ich überrascht, wie wenig die vom Verlagswesen wussten“, erzählt Maria Koettnitz. Das hat sie unzufrieden gemacht. So unzufrieden, dass Maria Koettnitz zusammen mit Bruno C. Back die Akademie für Autoren mit Sitz in Potsdam Babelsberg gegründet hat.
Rund 1800 Verlage gibt es in Deutschland, die gemeinsam jährlich über 90 000 Neuerscheinungen auf den Buchmarkt bringen. Ein Markt, den kaum jemand noch zu überblicken vermag. Wie hoch die Zahl der Manuskripte ist, die gar nicht erst in Druck gehen, lässt sich kaum benennen. Maria Koettnitz geht davon aus, dass von 30 000 an die Verlage eingesandten Manuskripten nur eines in die Buchregale gelangt. Dabei handelt es sich um Belletristik. Bei Sachbüchern sei die Quote erheblich besser. Da komme auf 100 Manuskripte eine Veröffentlichung. So viele Bücher! So viele Manuskripte! Braucht es da ausgerechnet noch eine Akademie für Autoren?
Maria Koettnitz Antworten auf diese Frage sind eindeutig und gleichzeitig erhellend und ernüchternd.
Dass es eine solche Akademie braucht, das haben Maria Koettnitz die Anrufe abgewiesener Autoren gezeigt. „Da gibt es so viel Unwissen“, sagt sie. Und um das entsprechende Wissen zu vermitteln, darum wurde die Akademie im August gegründet. „Lernen von Verlagsprofis“ lautet das Motto der Akademie für Autoren. „Wir haben uns bewusst für die Bezeichnung Autoren entschieden“, sagt Maria Koettnitz. Wer behauptet, Schriftsteller auszubilden, der sei nicht glaubwürdig. Und in der Branche gäbe es schon genug schwarze Schafe, die mit dem Wunsch vom eigenen Buch viel Geld verdienen. Im Grunde ist die Sache ganz einfach: Es gibt so viele Leute, die schreiben. Die viel Zeit und Leidenschaft in ihr Manuskript stecken und dann mit einem dieser standardisierten Formbriefe von den Verlagen enttäuscht werden. „Dabei hat das nicht immer mit der Qualität des Geschriebenen zu tun“, sagt Maria Koettnitz. Oft sind es einfach Dinge wie das Verstehen von Abläufen in den Verlagen, die darüber entscheiden können, ob ein Manuskript in die richtigen Hände gelangt und überhaupt gelesen wird. Wie der richtige Verlag überhaupt zu finden ist und wie man dort sein Projekt überzeugend präsentiert. Daneben geht es um Fragen der Selbstvermarktung und Lesetraining für öffentliche Lesungen. Und natürlich auch um das Handwerkliche. All das will und kann die Potsdamer Akademie für Autoren vermitteln. Was sie aber nicht will und auch nicht kann: Eine Erfolgsgarantie geben.
„Sie schreiben und möchten Ihr erstes Buch in einem namhaften, seriösen Verlag veröffentlichen?“ oder „Sie möchten Ihr Wissen über Verlage und Buchmarkt gewinnbringend erweitern?“ ist auf der Internetseite der Akademie für Autoren zu lesen. Auch wenn diese Fragen sehr verlockend und in gewisser Weise auch vielversprechend klingen, wer sich an die Akademie wendet, ob mit einem fertigen Manuskript oder nur mit einer vagen Idee, wird um die harte Arbeit des Schreibens nicht umhin kommen. „Schreiben, das ist zu 80 Prozent Handwerk. Der Rest ist Esprit und Kreativität. Wir wollen ausbilden und weiterbilden und dabei immer ein ehrliches Feedback geben“, sagt Maria Koettnitz. Und vielleicht sogar Talente entdecken und dann entsprechend fördern.
Mit einer Aufbauphase von gut zwei Jahren rechnet Maria Koettnitz für die Akademie der Autoren. Die ersten Kurse bietet sie schon in diesem Jahr an, für das kommende Jahr hat sie über 40 ein- bis zweitägige Kurse geplant. Insgesamt 16 Dozenten hat Maria Koettnitz für ihr Projekt gewonnen. Alle kommen aus dem Verlagswesen und haben mindestens zehn Jahre einschlägige Berufserfahrung. Und auch wenn ein solcher Kurs über zwei Tage über 400 Euro kostet, Maria Koettnitz rechnet nicht damit, dass man ihr den Vorwurf der Geldschneiderei machen wird. „Die Dozenten sind Profis. Und als privates und unabhängiges Unternehmen liegen wir mit unseren Preisen im unteren Mittelfeld“, so Koettnitz.
Sie weiß, dass diese Summe viele vielleicht abschrecken wird. Aber sie weiß auch, dass viele vom Schreiben und Veröffentlichen träumen. Wer das mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betreibt, sich professionelle Hilfe wünscht und dabei Transparenz hinsichtlich der Kosten wünscht, für denjenigen soll die Akademie für Autoren Ansprechpartner sein.
„Die Illusionen bei vielen Autoren sind so riesengroß“, sagt Maria Koettnitz. Der Traum vom Bestseller und der Traum vom Schreiben als einzigen Beruf, fast jeder, der an seine Geschichten glaubt, scheint ihn zu träumen. „Dabei kann in Deutschland nicht einmal ein Prozent der Schreibenden allein von den eigenen Veröffentlichungen leben.“ So wie Maria Koettnitz das sagt, klingt es nicht desillusionierend. Es ist eher wie ein Augenöffnen für das, was Schreiben so oft wirklich bedeutet: Harte, harte Arbeit. Und manchmal ist es gut zu wissen, wenn da jemand ist, der einem professionell und helfend zu Seite steht.
www.akademie-fuer-autoren.de
Maria Koettnitz studierte Germanistik, Philosophie und Pädagogik in Saarbrücken und Trier. Sie arbeitete u.a. für den Harenberg Verlag, bei Droemer Knaur, Kindler und Reclam Leipzig. kip
Dirk Becker
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: