
© Phile Deprez
Kultur: Es rappelt in der Kiste
Jakob und Pieter Ampe tanzten mit Holzkisten
Stand:
Am Ende mussten sie doch weichen, diese bunt geringelten Socken, in denen Jakob und Pieter Ampe leichtfüßig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin-und herwanderten. Denn in „Jake & Pete`s big Reconciliation Attempt for the Disputes from the Past“ war es das längst Vergangene, was zwischen den beiden wieder zum Leben erweckt wurde: Die Beziehung zweier Brüder, die manchmal knirscht und manchmal schläft, aber nie zerstört werden kann. Am vergangenen Freitag zelebrierten die beiden dieses ganz spezielle Band, was sie verbindet, bei den Potsdamer Tanztagen. Ein Stück, das mit dem skurrilen Humor zwischen Geschwistern spielt.
Das Treiben auf der Bühne begann mit laut knallenden Türen und noch lauterem Gebrüll: Ein geräuschvoller Disput zwischen den Geschwistern. Zwei Bärtige mit beginnenden Glatzen, die dem Zuschauer entgegenzuleuchten schienen. Zwischen Holz- und Plastikkisten ging das Spiel zwischen den beiden weiter, strebten sie einander zu – und doch entfernten sie sich ebenso schnell wieder voneinander. Wie sie sich die Holzkisten zuwarfen und sich hindurchschlängelten ähnelte das Ganze dem Spiel mit Pappkartons, die im kindlichen Zeitvertreib zu einer Höhle, einer Burg oder einem Raumschiff verwandelt werden können. Einfach die Fantasie fließen lassen. Doch zwischen den Brüdern und den Kisten entstand gleichzeitig noch mehr. Wie Schnecken in ihren Schneckenhäusern verschwanden sie darin, stapelten sie zu Türmen oder brachten sich gegenseitig auf immer verrücktere Ideen, mit den Kisten Neues zu erschaffen. Während schier endloser Runden, die die beiden einander im Kreis nachjagten, ergab sich aus geschwisterlichen Neckereien, ein herausforderndes Spiel, in dem die Brüder sich gegenseitig austesteten.
Unsichere Blicke warfen die beiden sich immer wieder zu, als würden sie überlegen, was gerade im Kopf des anderen vorgeht, was die Absurdität mancher Aktionen noch verstärkte. Beide entdeckten ihre Körper auf neue Weise und ließen zwischen sich selbst und dem anderen immer wieder neue Verbindungen entstehen. Verbindungen, die das Band, das beide zusammenhält, veränderte und mit neuen Facetten versah, sodass es am Ende ebenso farbenreich war wie die bunten Socken an ihren Füßen. Chantal Willers
Chantal Willers
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