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Kultur: „Es strömt wie von allein“

Robin Johannsen singt Mahler und Strauss

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"Die Sopranistin Robin Johannsen (Gabriel und Eva) singt mit einem Leuchten auf den Stimmbändern und in den Augen, jubiliert leidenschaftlich des Schöpfers Lob, berichtet voller Anmut vom ‚frischen Grün'' in der Flur: man hört es förmlich duften. Staunend gewahrt man das Wunderwerk ihrer Kehlenfertigkeit und strahlenden Höhe." Begeistert zeigte sich die Kritik nach der Aufführung von Haydns Oratorium "Die Schöpfung" zur Eröffnung des 45. Choriner Musiksommers im vorigen Jahr. Ein lyrischer Koloratursopran wie aus dem Bilderbuch, der sich zielstrebig die dramatischen Facetten hinzugewinnt. Beispielsweise als Konstanze in Mozarts "Entführung aus dem Serail", mit der sie 2008 beim Lucerne Festival debütierte, wobei ihr die Presse "schlanke Intonation und edle Koloraturen" bescheinigte.

Doch von Stimmfachschubladen hält sie nicht viel, wie sie im Gespräch zugibt. "Ich bezeichne mich als Sopran mit Koloratur, wobei ich die ganz schnellen, nicht aber die hohen Passagen liebe - Königin der Nacht singe ich nicht!" Dafür Konstanze, "die liegt mir perfekt in der Kehle". Und auch bei den Bayreuther Festspielen sahnte sie bereits als Waldvogel im "Siegfried" und "Tannhäuser"-Hirt gehörig ab. Erfolge, die der charmanten, herrlich unkomplizierten, in Philadelphia geborenen US-amerikanischen Primadonna in spe nicht zu Kopf gestiegen sind. Dafür sorgt die Familie und ihr New Yorker Gesangslehrer, den sie nach dem Studium am Konservatorium von Pittsburgh und an der University of Cincinnati noch immer konsultiert, auch wenn sie längst in Berlin wohnt. So trifft man sich aller drei, vier Monate auf halber Strecke: in Amsterdam. „Er kontrolliert meine Technik, rät mir, ob und wann ich mein Repertoire erweitern soll.“ Gegenwärtig studiert sie sich Schönbergs „Buch der hängenden Gärten“ ein.

Wie sie nach Berlin kam? Als Stipendiatin der American Berlin Opera Foundation konnte sie für zehn Monate an der Deutschen Oper in der Bismarckstraße lernen, „wie man schnell lernt“, so die Sängerin. "Ohne Bühnen- und Orchesterproben, ohne den Dirigenten vorher kennen zu lernen - man muss eben gut vorbereitet sein!" Unverzichtbares Rüstzeug für weitere Karriere. Mit Papagena und Barbarina sang sie kleine Rollen, "in denen man einen Eindruck hinterlassen konnte". Sehr erfolgreich, denn anschließend erhielt sie einen zweijährigen Festvertrag und "richtige Fachpartien" wie Susanna und Norina angeboten. Für weitere zwei Jahre ging sie alsdann ins Ensemble des Leipziger Opernhauses. Jetzt ist sie freischaffend.

Und hat sich das Schwelgerische in der Musik entdeckt, singt beim 8. Sinfoniekonzert drei Strauss-Lieder nach Brentano-Texten und das Sopransolo in Mahlers 4. Sinfonie. Gesänge, die man genießen müsse: "Man öffnet den Mund, und es strömt wie von allein - nachdem man zuvor Stunden geübt hat". Beim stimmleuchtenden Strömen werden ihr erneut das Brandenburgische Staatsorchester und Howard Griffiths zur Seite stehen. Er sei ein "toller Dirigent, der mit der Musik atme", schwärmt sie. Und so werden wir nicht nur das sich öffnende Himmelstor zum Schlaraffenland musikalisch bewundern, sondern auch die behaglich sich ausbreitenden "himmlischen Freuden" von Robin Johannsens Stimme genießen können. Peter Buske

18. April, 19.30 Uhr, Großer Saal: Sinfoniekonzert

Peter Buske

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