zum Hauptinhalt

Dirk Becker über die beglückenden Aspekte des Beethoven-Marathons der Potsdamer Kammerakademie: Es war ein Fest!

Bleiben wir bei dem sportlichen Vergleich, denn als Marathon haben Antonello Manacorda und die Musiker der Kammerakademie Potsdam ihr viertägiges Konzertprogramm mit den neun Sinfonien von Beethoven betrachtet. Da sie einen solchen musikalischen Marathon noch nie bestritten haben, dürfen wir sie ruhig als „rookies“, also Neulinge auf dieser Distanz, bezeichnen.

Stand:

Bleiben wir bei dem sportlichen Vergleich, denn als Marathon haben Antonello Manacorda und die Musiker der Kammerakademie Potsdam ihr viertägiges Konzertprogramm mit den neun Sinfonien von Beethoven betrachtet. Da sie einen solchen musikalischen Marathon noch nie bestritten haben, dürfen wir sie ruhig als „rookies“, also Neulinge auf dieser Distanz, bezeichnen. Und unter diesem Aspekt war ihre Renneinteilung wirklich vorbildlich. Am Anfang leicht überambitioniert, etwas holprig und zu schnell, haben sie nach kurzer Zeit das richtige Tempo und einen sehr guten Rhythmus gefunden. Zum Ende hin hatten sie sogar genug Luft, um sich noch zu steigern.

Im Vorfeld des Beethovenmarathons hieß es immer wieder, dass diese vier Tage nicht nur für die Musiker eine Herausforderung sein würden, sondern auch für das Publikum. Dem muss eindeutig widersprochen werden, denn wer bei diesen Konzerten dabei sein durfte, der wurde auf eine Reise durch den musikalischen Kosmos Beethovens mitgenommen, wie sie in dieser Form von nur vier Tagen nur sehr, sehr selten zu erleben ist. Herausfordernd für den Hörer war das in keinem Moment, sondern bereichernd und beglückend. Wie die Kammerakademie am ersten Abend den zweiten Satz der 3. Sinfonie spielte, so packend und als tief blickende Innenschau, dass die Spannung im Saal förmlich greifbar wurde. Wie sie die 5., diesen sinfonischen Gassenhauer, zelebrierten, dass sie so frisch und kraftvoll und neu klang. Oder die 6., die Pastorale, was die Kammerakademie unter Manacorda hier schuf, war nicht nur ein prachtvolles musikalisches Landschaftsbild, das war ein farbenfroher und humorvoller und berauschender Film. Aber damit nicht genug, denn Manacorda und seine Musiker eröffneten neue Sichtweisen auch im Klangbild. Der Beethoven der Kammerakademie ist klarer und akzentuierter, kantiger und durch die historischen Blechblasinstrumente auch schärfer.

Vier Tage Beethoven waren, bis auf leichte Abstriche, ein Fest. Dafür kann man sich bei Manacorda und seinen Musikern gar nicht oft genug bedanken. Es gibt wenige Konzerterlebnisse, von denen man ein Leben lang zehren kann. Dieses gehört definitiv dazu.

Dirk Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })