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Kultur: Es war einmal und war doch nicht

Falko Behrendt zeigt farbige Grafiken und Gouachen in der SperlGalerie

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Falko Behrendt zeigt farbige Grafiken und Gouachen in der SperlGalerie Seine Welt ist bevölkert mit kleinen Menschen, nach Kinderart gezeichnet. Im „Hochzeitstag“ muss man lange suchen, bis man im Wald zwischen Pixeln und Strichen, in die Falko Behrendt die Feiergesellschaft gezaubert hat, die beiden Heiratswilligen ausmacht oder die nur über Umwege zu erreichende Kirche erkennt und sich selbst daraus seine Geschichte zusammen reimt. Es macht aber Spaß, sich in das Behrendtsche Universum zu begeben, es ist ein wenig, als würde man in die Kindheit zurückkehren. Fröhlich schwimmen die Arche-Tiere durch den Garten des „Riesen“, sogar durch seine Gestalt scheinen sie zu laufen, als wäre er Luft. Dabei aber, oh feine Ironie, erhalten sie eine Farbe und auf diese Weise mehr Präsenz. Das scheinbar simple Spiel mit der Durchlässigkeit unterschiedlicher Schichten und Flächen erreicht so eine fast philosophische Dimension: Die Hierarchie des Oben und Unten, Kleinen und Großen, Mächtigen und Ohnmächtigen wird in eine feenhafte Gleichgewichtigkeit gebracht, bei der es egal ist, wer der Herr im Hause ist. Es kommt hier nicht auf Macht an, sondern auf Spiel. Der Riese aber wird bezwungen durch das Gewusel in seinem Garten, wo der Elefant in vielerlei Gestalt fast genauso groß ist wie eine Katze, die nicht den Fisch fängt, sondern ihn in aller Seelenruhe an sich vorbeischwimmen lässt. Paradiesisch ist diese heitere Welt, nur selten verdüstern Schatten - wie in „Feld“ oder „Der Weg“ - jene helle Seite der märchenhaften Fantasie, die den Betrachter umtänzelt, umfängt, umschwärmt, ihn einlädt, die bedrückende Realitätswelt für einen Moment zu vergessen. Mit den Blumen im „Park von W.“ wie Luftballons gelassen himmelwärts zu fliegen. Was so leichtfüßig schwebend daherkommt, ist aber, zumal in den Grafiken, Ergebnis minutiösen Fleißes. Es muss Tage dauern, diese vielen Kaltnadelstriche zu machen, denkt man sich, wenn man sich die Mühe macht, die Zusammensetzung des spielerischen Ensembles zu begreifen, auf dem sich zarte Farben erheben, ein Gelb, ein Rosa, ein Blau, ein Grün. In seinen Gouachen arbeitet der 1951 in Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern geborene Behrendt ebenfalls akkurat strichweise, kommt aber auch da, z.B. bei „Wasserschloss" oder „Insellandschaft“ zu ähnlich malerisch-weisem Ergebnis. Anlässlich eines Aufenthaltes in Kopenhagen im Jahr 2002 baute der Künstler seinen sowieso vorhandenen Hang zum Fabulösen aus. Intensiv beschäftigte er sich mit Märchenmotiven und so ist es nur stringent, wenn in der Galerie Sperl ein fabelhaftes Fest gefeiert wird. Die Prinzen und Prinzessinnen vereinen sich mit den Feen auf der „Märchenwiese“. Aus der Randdunkelheit erhebt sie sich, hell erleuchtet, wie ein Traum aus einer längst vergangenen Zeit: es war einmal, murmelt man zu sich selbst und verliert sich in dem Spiel mit der Illusion einer Kinderfantasie, als das Wünschen noch geholfen hat. Trefflich kann man sich darüber streiten, wieso das Werk, in dem sich drei Zähne fletschende Hunde übereinander türmen und dennoch nicht bedrohlich wirken, „Feuerzeug“ heißt. Oder man kann bass erstaunt sein über die kindliche Souveränität, mit der „Sechse durch die ganze Welt“ kommen. Wie eine Wand aus gereckten Körpern und Köpfen stehen sie da, komme, was da wolle, scheinen sie uns zu sagen, wir werden leben. Lang lebe der König, riefen sie in manchen Märchen, aber hier wollen wir Falko Behrendt zurufen: Lang lebe der Künstler, hoch lebe die Kunst. Lore Bardens SperlGalerie, Mittelstraße 30 (Holländisches Viertel), bis 30. Oktober, Mi-So 12-18 Uhr

Lore Bardens

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