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Was macht Alice Cooper da im Bild? Kunst will befragt werden.

© Andreas Klaer

Das Rechenzentrum macht die Lichter an: Es werde Kunst im „Kosmos“

Das alte Rechenzentrum hat sich schick gemacht. Am vergangenen Donnerstag eröffnete dort das Kunst- und Kulturzentrum „Kosmos“.

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Das alte Rechenzentrum hat sich schick gemacht. Am vergangenen Donnerstag eröffnete dort das Kunst- und Kulturzentrum „Kosmos“. Die sonst so triste Fassade leuchtet in Violetttönen. Und nicht nur das: Roter Teppich, frenetischer Applaus aus den Lautsprechern und Blitzlichtgewitter – simuliert durch ein Stroboskoplicht – sorgen für glamouröse Premieren-Atmosphäre.

Projektleiterin Anja Engel freut sich sichtlich über den großen – und vor allem altersübergreifenden – Besucherandrang. „Wer sich tummelt, erreicht sein Ziel“, sagt sie und bringt damit gleich die Agenda der neuen Kulturstätte auf den Punkt. Hier arbeiten Künstler, Filmschaffende, Architekten und Kulturunternehmer unter einem Dach. In einer gemeinsamen Ausstellung gewähren die Mieter jetzt einen Einblick in in ihren „Kosmos“. Da hängen Fotografien neben Ölgemälden, Skulpturen stehen neben Videokunst, Grafiken neben Designobjekten.

Drumherum wird getanzt, musiziert und gefeiert – auch wenn zwischen alldem die Frage im Raum steht, was in drei Jahren mit dem Rechenzentrum passieren wird. Dass die Nutzungszeit begrenzt sein wird, war von Anfang an klar, sagt Bert Nicke, Geschäftsführer des Sanierungsträgers Potsdam und Vermieter des Zentrums. Sollte die Garnisonskirche komplett wieder aufgebaut werden, wird das Gebäude 2018 abgerissen. Das Bewusstsein dafür, dass Potsdam mehr Raum für Kultur schaffen muss, ist jetzt aber angeregt. Nicht zuletzt durch die Kulturlobby, die mit ihren Aktionen auf das Problem aufmerksam gemacht hat. Und tatsächlich hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vor den Stadtverordneten am vergangenen Mittwoch noch einmal bekräftigt, dass auch die Eignung der Garde-Husaren-Kaserne an der Schiffbauergasse als Standort für ein neues Kulturzentrum weiterhin geprüft werde.

Der Prozess, aus Potsdam mehr zu machen als Sanssouci – wie es sich hier heute viele wünschen –, läuft also. Dass Kunst Menschen zusammenbringt, bestätigt der Rundgang durch die Ateliers: Auf den Fluren wimmeln die Besucher, unterhalten sich über die verschiedenen Projekte. Aus den Räumen schallt elektronische Musik, Jazz und Klassik; Handgemachtes wird wie auf einem Basar feilgeboten, die Zuschauer eines Dokumentarfilms protestieren lauthals, als der Regisseur den Film frühzeitig stoppt. Ein kleines Mädchen steht vor einem Foto aus den 50er-Jahren, in das ein Rockmusiker aus den 80ern eingeschnitten ist. „Das ist Alice Cooper“, erklärt ihr Vater. „Und was macht der da im Bild?“, fragt das Mädchen. Der Vater stutzt. „Ich weiß es nicht. Das ist eine Collage. Das ist Kunst.“ Theresa Dagge

Theresa Dagge

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