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Kultur: Essen zwischen bunter Bilderwelt Torge Kiebug im Café Matschke

Eisbein mit Sauerkraut bestellt sich das französische Touristenpaar im Café Matschke. Unter einem Stillleben mit abgenagter Fischgräte genießt das Paar seinen Wein und das wohlriechende, deftige Gericht.

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Eisbein mit Sauerkraut bestellt sich das französische Touristenpaar im Café Matschke. Unter einem Stillleben mit abgenagter Fischgräte genießt das Paar seinen Wein und das wohlriechende, deftige Gericht. „Sie wollten etwas richtig Deutsches essen“, sagt Mohammed Boufermes. Boufermes hat die deutschen Speisen auf der Karte für die Besucher übersetzt. Aufgewachsen in Algerien mit der arabischen und der französischen Sprache, lebt Boufermes seit 17 Jahren in Potsdam. „Hier ist es super. Ich will hier nicht wieder weg“, sagt der Wahlpotsdamer, der oft ins Café Matschke kommt.

Hier geht es nicht nur ums Essen: Mit der aktuellen Ausstellung „Aufgetischt“ knüpft Torge Kiebug, der Inhaber des Cafés, an eine Tradition an, die schon sein Vater Rainer Matschke begründet hatte: Ausstellungen lokaler Künstler, einzeln und in Gruppen. Es sind Bilder des Freundeskreises des Cafés, die das Restaurant nun verschönern. „Frühstück der Table Dancerin“ hat Axel Gundrum das Bild eines nackten Unterleibs genannt, der es sich auf einer Bartheke gemütlich gemacht hat. Sieben Augenpaare starren auf die unbekleidete Figur. Das wohlgenährte Hinterteil sieht zwar entgegen dem Titel eher männlich aus. Aber die exquisite Malweise Gundrums verleiht der an sich eher beklemmend voyeuristischen Szene einen ironischen Unterton, sodass sich das Bild gut ins Ensemble des Restaurants fügt.

„Mein Vater wollte eigentlich eine Galerie aufmachen“, sagt Kiebug. In den 90er-Jahren hätten in den Räumen des heutigen Cafés regelmäßige Ausstellungen stattgefunden. Die Künstler, so Kiebug, hätten sich am Ofen gewärmt. Der Vater habe gelegentlich Wein, Bier und andere Getränke serviert.

Die gute Stimmung, die wechselnden Ausstellungen und ein treuer Freundeskreis hätten die Fangemeinde des Ausstellungsraumes immer weiter anwachsen lassen. „Irgendwann musste dann mal eine Gastronomie angemeldet werden“, so Kiebug. Und obwohl er mit dem Betrieb aufgewachsen ist, hat er das Gastronomiehandwerk in anderen Betrieben gelernt. Erst nach dem Tod seines Vaters, im Dezember 2014, entschloss er sich, den Betrieb weiterzuführen. Im vergangenen Mai öffneten dann die Pforten der ein wenig versteckt gelegenen Lokalität wieder.

Ein striktes Ausstellungskonzept gibt es hier nicht – das würde auf der kleinen Ausstellungsfläche ohnehin scheitern –, aber das fröhliche Miteinander vielfältiger Stilrichtungen, Techniken und Themen belebt die rustikale Gastwirtschaft. Manchmal greift auch beides ineinander: Etwa, wenn ein Teller mit Spargel als Radierung den Betrachter erfreut. Besser ein schön gemalter Spargel als eine schlecht gemalte Madonna, wusste schon der Impressionist Edouard Manet. Passend zum Ambiente sind es eher unspektakuläre Themen, die sich an den Wänden finden. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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