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Kultur: „Eves Welt“ Maik Hosang las aus seinem Roman im Lesecafé

Nur zögerlich füllen sich die Stühle des nagelneuen Literaturcafes am Holländerviertel an diesem heißen Juliabend. Doch als der Autor Maik Hosang am Lesetisch Platz nimmt, haben sich alle zierlichen Stühle und Sessel an den weißen Marmortischen gefüllt.

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Nur zögerlich füllen sich die Stühle des nagelneuen Literaturcafes am Holländerviertel an diesem heißen Juliabend. Doch als der Autor Maik Hosang am Lesetisch Platz nimmt, haben sich alle zierlichen Stühle und Sessel an den weißen Marmortischen gefüllt. Und viele Gläser.

Der in Bautzen geborene Philosoph erzählt von seiner Begegnung mit Rudolf Bahro, dem Initiator einer neuen ökologischen Wissenschaft und Politik, „die Mensch und Liebe nicht wie bisher verdrängen wollte, sondern sie als entscheidende Dimension einer möglichen Zukunft einbezog“. Hosang habilitierte 1999 über den „integralen Menschen“ an der Humboldt-Universität Berlin.

Da wissenschaftliche Bücher nur von einer kleinen Schar Gleichgesinnter und Eingeweihter gelesen werden, entstand die Idee, den „integralen Menschen“ Lesern, ähnlich wie die Philosophie in dem Buch „Sophies Welt“, poetisch nahe zubringen. Das war die Geburtsstunde für „Eves Welt - Liebe in Zeiten des Klimawandels“, das beim Phänomen Verlag erschien. Und das Maik Hosang im Lesecafé vorstellt: Die Schülerin Eve begibt sich auf die Suche nach dem Wesen der Liebe. Im wirklichen Leben mit dem Freund Jocob. Und in der Welt der Gedanken. Auf ihrem Handy empfängt Eve eine geheimnisvolle SMS von Diotima: „Alle Menschen sehnen sich nach wirklicher Liebe. Viele leben und lieben mehr oder weniger glücklich oder unglücklich. Aber nur wenige Menschen haben bisher den Mut, auch wirklich wissen zu wollen, was diese tiefe Sehnsucht und Kraft eigentlich ist.“ Die Priesterin der Antike nimmt Eve im Roman an die Hand. Im postmodernen Outfit transportiert Diotima die Gedanken und Erkenntnisse des philosophierenden Autors durch 16 Kapitel. Eve erfährt im Traum, welche Erkenntnisekstasen, welche Freuden und Schaffenskräfte die Liebe freisetzen kann, um die Grenzen menschlicher Angst zu sprengen. Sie hört, dass diese Erfahrung die Menschen den Göttern ähnlich macht, was von den Göttern nicht immer geschätzt wird. Diotima und Eve durchqueren im Roman auch ein irdisches Terrain, das im Herzen Deutschlands verortet ist, wo Fichte, Lessing, Bahro und Hosang geboren wurden: die Oberlausitz. Und immer wieder buchstabieren sie in Gesprächen die Erkenntnisse der Philosophen, Dichter und Soziologen der Vergangenheit und der Moderne. Über die Urkraft allen Lebens: der Liebe. Und ihren Gefährdungen.

Eine kluge Idee, die Erkenntnisse der Wissenschaften so leichtfüßig wie die Liebe darzubieten. Die Schwierigkeit, philosophische Gedanken mit poetischen zu verknüpfen bleibt unübersehbar. So gänzlich verschiedene Textstrukturen lassen sich nur schwer miteinander vereinen, gehen selten eine Liebesbeziehung ein. So bleibt das Erzählen in Hosangs Roman parabolisch, worunter die Poesie des Textes leidet. Aber dennoch ist es ein guter Versuch, dem flatternden Zeitgeist mit gewichtigen Gedanken liebevoll zu begegnen. Barbara Wiesener

Barbara Wiesener

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