Ausstellung von Jub Mönster im Kunsthaus: Experimente mit Film und Fläche
Manchmal ist Jub Mönster ein Flaneur. Dann geht er eine Treppe in einem Park herunter, blickt auf die Silhouette der Stadt, die sich vor ihm ausbreitet, schreitet an einer altertümlichen Straßenlaterne vorbei.
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Manchmal ist Jub Mönster ein Flaneur. Dann geht er eine Treppe in einem Park herunter, blickt auf die Silhouette der Stadt, die sich vor ihm ausbreitet, schreitet an einer altertümlichen Straßenlaterne vorbei. So zeigt es ein Bild in der neuen Ausstellung „Doppeldotter“ im Kunstverein Kunsthaus. Häufig inszeniert der Künstler eine Figur, die ihm als Alter Ego dient, spiegelt und hinterfragt damit seine Rolle als Maler.
Im roten Anzug, mit einer Binde am Arm, die ihn als Blinden kennzeichnet, mit einem Blindenstock in der Hand tastet sich ein Mann, der Jub Mönster sein könnte, durch eine Küchenlandschaft. Der Künstler durchschreitet moderne Welten, die ihm aber letztlich doch fremd bleiben? Der Bildtitel zitiert den Philosophen und Physiker Georg Christoph Lichtenberg: „Wie geht’s?, sagte ein Blinder zu einem Lahmen.“ Die Malerei sei für ihn auch immer eine Suche nach Bildräumen, nach den verschiedenen Möglichkeiten, wie in der zweidimensionalen Fläche Raum und Realität entstehen könne, erklärt Mönster. Bilder entstehen bei ihm nicht „für die Ewigkeit“, sondern weil ihn eine Idee, ein Bildansatz fasziniert. Manchmal werden Werke übermalt, aber dabei dann einiges ausgespart, das dann unter dem neuen Bild noch durchscheint. Er kombiniert flächige Geometrien, die aus der konkreten Malerei stammen könnten, mit realistischen Figuren, die aus der Vogelperspektive fotografiert sind und einen langen Schatten über das Bild werfen. So entstehen spannungsreiche Kombinationen. „Hunderte von Fotos mit Personen von oben habe ich gemacht“, sagt der Künstler. Die Fotos dienen ihm als Vorlage.
In seiner Ausbildung hat Mönster in den 80er-Jahren an der Bremer Fachoberschule für Gestaltung auch mit Film, Foto, Keramik und Bildhauerei experimentiert. „Aber die Malerei war immer da und immer wichtig“, erklärt er seine Entscheidung, sich letztlich ganz der Malerei zuzuwenden. Verschiedene Auszeichnungen und Stipendien brachten ihn auch nach Vallauris, einen Ort in Frankreich, nicht weit von Cannes und Nizza entfernt. Es sei zwar sehr schön und ausgesprochen entspannt an der blauen Küste in dem kleinen Ort gewesen, aber auch ziemlich langweilig, erinnert sich Mönster. Dann allerdings entdeckte er ein kleines Café am Hafen, von dem aus er die Leute unten am Kai beobachten und fotografieren konnte. So entstand die Idee zu der Bilderserie mit den Ansichten, die Figuren von oben zeigen.
Überhaupt malt Mönster häufiger Serien. Verschiedene Filme waren Vorlagen dafür. In zwölf Teilen hat er die Geschichte des „Eiskalten Engels“ erzählt. Alain Delon als unglücklicher Killer und Kanarienvogelliebhaber stirbt am Ende des Films einen tragischen, aber selbst gewählten Tod. Auch die Bilder von Mönster im Kunstverein wirken manchmal wie Filminszenierungen. Blaue Kugelschreiberzeichnungen zeigen leere Innenräume, Personengruppen, Pleinair-Maler. In etlichen Schichten überlagern sich die dünnen Linien des Stiftes und schaffen eine ganz eigentümliche Atmosphäre. „Ich habe zuerst mit Bleistift realistisch gezeichnet und dann zufällig den Kugelschreiber entdeckt, der ist näher an der Malerei“, sagt Mönster. Die Zeichnungen von den Malern unter freiem Himmel zeigten eine Tradition, die es in Paris, wo sich der Künstler länger aufgehalten hat, früher gegeben habe und die auch heute noch fortlebe. Die Reflexion über das Medium, über seine Arbeit und die Suche nach immer neuen Perspektiven und Möglichkeiten kennzeichnen das Werk des 1949 geborenen Künstlers. Auf die verschiedenen Medien und Materialien bezieht sich auch der Titel der Ausstellung: Doppeldotter. Oft sei ihm gesagt worden, er solle doch bei einem Medium bleiben, schließlich sei ein wiedererkennbarer, klarer Stil ein entscheidendes Argument am Kunstmarkt. Aber dafür sei die Kunst zu vielfältig und er immer noch zu neugierig, meint Mönster. Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
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