Kultur: Fantasiewaldzauber
Erfolgreiche Premiere von „Alice im Wunderland“ im T-Werk
Stand:
Zwei Tische bewegen sich wie von Zauberhand durch den Wald. Sieben Gedecke stehen darauf und als das Mädchen einige Tassen vorsichtig anhebt, erklingen sogleich seltsame Töne. Plötzlich tauchen aus dem Nichts eine Maus und ein Schaf auf und stellen Fragen wie die sieben Zwerge. Aber wirklich verwundert ist das Kind nicht. Denn eine geheimnisvolle schwarze Katze hat ihm bereits bedeutet, dass sowieso alle, die es treffen würde, verrückt seien. Sie selbst eingeschlossen.
Auch Erwachsene sollten ein bisschen „neben der Spur“ sein und viel kindliche Vorstellungskraft haben, um sich in solche phantastisch-surreale Welten zu begeben. Am Sonntagnachmittag lud das T-Werk kleine und große „verrückte“ Zuschauer zur Premiere von „Alice im Wunderland“ ein. Wunderbar die Einstiegsidee: Die Geschichte entpuppt sich im wahrsten Sinne des Wortes als Einschlafgeschichte. Allerdings nicht für die Zuhörerin. Die hat sogleich ein winziges Püppchen in der Hand und lässt es fallen, rutschen und segeln. Wohin? Na, ins Wunderland. Oder etwa doch nicht? Plötzlich ist da noch eine Hasenmaske, die dem Schläfer mir nichts dir nichts aufs Gesicht geschoben wird. Und dieses Schränkchen, durch das das muntere Kind einfach hindurch kriecht.
Und die Abenteuer können beginnen. Nicht so zahlreiche und weit weniger „abgedrehte“ als in der berühmten literarischen Vorlage von Lewis Carroll. Regisseur Jens-Uwe Sprengel hat dessen Kinderbuchklassiker von 1865 gehörig „entschlackt“ und auch für heutige Fünfjährige auf der Bühne nachvollziehbar gemacht. Ohne den eigentlichen Kern zu zerstören. Denn Alice – Noriko Seki oft herrlich vorwitzig – merkt schnell: Sie selbst und die, die ihr begegnen, sprechen ziemlich verschiedene Sprachen. Die immer wieder eingestreuten Rätsel und allseits bekannten Kinderliedchen sind ein passendes Mittel dafür. Aber dennoch ist es nicht ganz leicht, die Spielregeln dieses rätselhaften Waldes zu begreifen und schon gar nicht, als extravagante Königin – Franka Schwuchow – zufrieden zu stellen.
Aber da sind ja noch die Steppkes im Zuschauerraum. Die feuern Alice an, machen Mut und geben Tipps wie „Halt“ durch, Alice!“ Haben außerdem großen Spaß am Katz- und Maus-Spiel zwischen Königin und Alice und dienstbarem Kaninchen Steffen Findeisen. Amüsieren sich königlich über witzige Froschmusik von Udo Koloska und total schräge Geburtstagsgeschenke. Und fiebern die ganze Zeit mit, ob Alice das verschwundene Kaninchen und den Rückweg findet. Ganz zum Schluss gibt“ s eine trefflich spielerische Auflösung. Ganz anders als im moralinsauren Viktorianischen Zeitalter.
Das alles spielt im edelschlichten Bühnenbild von Heide Schollähn, das nicht nur in der Form an ein Papiertheater erinnert und in prächtigen Kostümen von Heather Mac Crimmon. Wunderschön anzuschauende Bilder auch für große Phantasiereisende, die genauso wie die kleinen langanhaltenden und herzlichen Applaus spendeten.
Nächste Vorstellung heute um 10 Uhr im T-Werk, Schiffbauergasse
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