
© Barbara Thieme
Kultur: Faszination Afrika
Die Potsdamer Fotografin Barbara Thieme hat in Gambia zusammen mit Kindern gemalt
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Afrika lässt sie nicht mehr los. Seit die Potsdamer Fotografin Barbara Thieme 2003 das erste Mal in Gambia war, fährt sie immer wieder dorthin. Nach Kartong. Das ist ein 2500 Einwohner zählendes Fischerdorf und eine der ältesten Siedlungen am Atlantik, im Süden von Gambia, in Nähe des Grenzflusses Hallahein zu Senegal. Hier, an diesem sehr ursprünglichen Ort, die meisten Menschen leben bisher ohne Strom und ohne fließendes Wasser in ihren Häusern, fühlt sich die 56-jährige Potsdamerin, die vor ihrer Zeit als freischaffende Fotografin lange als Bauingenieurin gearbeitet hat, immer wie geerdet. Im Februar dieses Jahres war die Fotografin allerdings noch mit anderen Materialien als ihrer Fotoausrüstung in Kartong unterwegs.
Seit drei Jahren unterstützt die zweifache Mutter gemeinsam mit Freunden acht Kinder vor Ort mit Geld für die Schulgebühren und -uniformen und hält so engen Kontakt zur St. Martin’s Basic Cycle School in Kartong. Dieses Mal hatte sie neben dem Geld auch Zeichenmaterialien für die sieben- bis 13-jährigen Mädchen und Jungen im Gepäck. Die hatten vorher noch nie mit Pinsel und Farben gemalt. Die Ergebnisse dieser Begegnung kann man jetzt in den neuen Räumen des Potsdamer Frauenkulturzentrums „PrimaDonna“ in der Schiffbauergasse sehen. Dort hängen im hohen lichten Eingangsbereich 13 Bilder im A3-Format. Und was als erstes ins Auge fällt, sind die leuchtenden Grün-, Blau-, Gelb- und Rottöne, mit denen die Kinder das dörfliche Leben eingefangen haben.
Anfangs seien sie irritiert gewesen, sagt Barbara Thieme, brauchten Zeit, um Farben zu mischen oder unterschiedliche Pinselbreiten zu probieren. Manche der Jüngeren benutzten zuerst Filz- und Wachsstifte – die sind ihnen aus der Schule vertraut –, um dann doch beherzt zur Farbe zu greifen. Doch jetzt kann jeder Besucher sehen, wie viel Spaß es ihnen gemacht haben muss, ihre unmittelbare Umgebung mit Schlangen, Ziegen, Löwen, dem breiten Fluss, riesigen Bäumen und tropischen Blüten mit Acrylfarben abzubilden. Barbara Thieme hat die Kinder dabei fotografisch begleitet und ein paar Fotos ergänzen die kleine Exposition. Auch hier ist zu sehen, dass trotz offensichtlicher materieller Armut viel Lebensfreude, Anmut und Würde anzutreffen sind.
Genau das zu zeigen, ist Barbara Thieme wichtig, die weg von der westlichen Defizitbetrachtung den Blick zu den Ressourcen und Potenzialen Afrikas lenken will. Da gibt es eine Unmenge zu entdecken. Die Fotografin erzählt fasziniert von den weisen alten Frauen am Folonko, einer Kultstätte in Gambia – in Kartong befindet sich eines dieser drei Heiligen Krokodilbecken – in dem sie selbst schon Zuspruch und Unterstützung erfahren hat.
Barbara Thieme ist fasziniert von der Lebensfreude und Spontaneität dieser, sehr unterschiedlichen Ethnien und Religionen zugehörigen Menschen und hat bei ihren Besuchen die Kamera immer dabei. Obwohl es schwer sei, spontan zu fotografieren, wie sie sagt. Die meisten Menschen muslimischen Glaubens lassen sich nicht einfach so ablichten. Sie glauben, dass ihnen mit dem Bild auch die Seele geraubt werden könnte. Doch Barbara Thieme leistet viel Vertrauensarbeit, geht im Wortsinn nah ran und fotografiert auf Augenhöhe.
Ausstellung bis 4. September im Frauenkulturzentrum PrimaDonna, Schiffbauergasse 4H, Diavortrag mit Geschichten über den Alltag und das Leben der Menschen aus Kartong am 24. August um 19 Uhr
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