Kultur: Festival des Wandels
Subway to Sally mit Gästen nach langer Abstinenz wieder open air im Waschhaus
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Subway to Sally mit Gästen nach langer Abstinenz wieder open air im Waschhaus Von Philipp Rothmann Die Plakate versprachen nur ein Livespektakel. Doch was Subway to Sally dann boten, war mehr als nur das. Es war ein Festival des Wandels und der Unterschiedlichkeiten. Was anfangs als Konzert vom Lindenpark in Zusammenarbeit mit dem Waschhaus angekündigt war, entpuppte sich schnell als ein spannender Abend voll von Überraschungen. Nicht nur die Vielzahl und Qualität der Bands des Abends spielten dabei eine Rolle, sondern vor allem der musikalische Wandel bei Subway to Sally selbst. Sechs Jahre ist es her, dass Subway to Sally das letzte Mal open air im Waschhaus spielten. Am vergangenen Samstag luden sie nun wieder einmal zu einem musikalisch sehr gemischten Abend unter freiem Himmel. Pünktlich um Acht begann die erste Band J.BeatsX, um das größtenteils in Schwarz gekleidete Publikum auf den Abend einzustimmen. Auch die zweite Band, Thanateros aus Berlin, sorgte für Stimmung unter den mäßig erschienenen Gästen. Mit detailreichen, keltischen Kostümen und wehenden Haaren, bereiteten sie das Publikum auf einen Abend voll düsterer Musik und schwerer Gitarren vor. Einen ersten Höhepunkt stellten dann Schandmaul dar, die mit melodischen, mittelalterlichen Klängen das Publikum im Nu verzaubert hatten. Begleitet von Leier und Flöten erzählten sie Geschichten aus vergangenen Zeiten, von leichten Mädchen und Vogelfreien. Spät, aber dafür umso eindringlicher, kam dann der absolute Höhepunkt, die Gastgeber Subway to Sally mit einem Feuerregen und der wuchtigen Musik ihres neuen Albums auf die Bühne. Sieben Musiker, die zeigten, dass sie sich verändert haben. „Unser Wandel entsprach weniger einem Kalkül, als vielmehr dem Bedürfnis, unserem aktuellen Denken und Fühlen musikalisch und textlich Ausdruck zu verleihen", so Gitarrist und Texter Bodenski im Forum auf der Internetseite der Band. Wer die Diskussionen über ihr letztes Album verfolgt hat, weiß worum es geht. Subway to Sally haben mit „Engelskrieger" einen Bruch gewagt. Manches mittelalterliche Instrumente wurde verbannt. Doch selbst die verbliebene Leier, die an diesem Abend zum Einsatz kam, wirkte eher verloren angesichts der harten Musik und des von Metallrohren dominierten Bühnenbildes. Themen wie Krieg, Kindesmissbrauch oder die Frage „Schmerz oder Tod“ werden in der neuen Musik direkter angesprochen, was bei vielen Fans anfangs eine gewisse Irritation hervorrief. Viele fragten sich, was denn aus der emotional sehr berührenden Musik geworden ist. An diesem Abend spielten Subway to Sally querbeet Lieder von dem Album „Herzblut", älteren Alben, aber vor allem von „Engelskrieger". Es wurde getanzt und mitgesungen. Doch vielleicht nicht ganz so ausgelassen wie beim alljährlichen Weihnachtskonzert im Lindenpark. Wie einige Besucher im Nachhinein erklärten, sei dies wohl auf die Ernsthaftigkeit zurück zu führen, die in Subway to Sallys neuem Stil Einzug gehalten hat. Ansonsten: Feuerwerk und Musik im Einklang mit provokanten Texten hatten wieder einmal bewiesen, dass Subway to Sally etwas besonderes sind. Sie haben den Schritt in eine neue Richtung gewagt. Subway to Sally sind wieder auf der Reise. Und die Mehrheit der Fans schienen ihnen an diesem Abend zu folgen.
Philipp Rothmann
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