Kultur: Festliche Kirchenmusik in Golm
Stille Einkehr oder freudige Erwartung – sich auf das Geburtsfest Christi vorzubereiten, gibt es viele Möglichkeiten. Die Kirchengemeinde von Golm entschied sich am 1.
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Stille Einkehr oder freudige Erwartung – sich auf das Geburtsfest Christi vorzubereiten, gibt es viele Möglichkeiten. Die Kirchengemeinde von Golm entschied sich am 1. Adventssonntag zusätzlich für eine Stehparty mit Tee, Punsch, Kuchen und Bratwurst vor der Kaiser-Friedrich-Kirche. Lausig kalt war“s im Freien, im schließlich überfüllten Gotteshaus nicht minder. Dicht an dicht saß man, sich gegenseitig wärmend, um der „Festlichen Kirchenmusik“ unter der künstlerischen Leitung von Matthias Trommer zu lauschen. Mit der Bachschen Adventskantate „Nun komm, der Heiden Heiland“ BWV 62 sowie Werken von Gabrielli und Telemann wurde zugleich der Beginn des neuen Kirchenjahres musikalisch passend eingeläutet.
Für die instrumentale Begleitung hatte sich ein minimales Instrumentalensemble zusammengefunden, das jener Besetzung entsprach, die Bach einst zur Verfügung stand. Solide spielten je zwei Oboen und Violinen, Bratsche, Violoncello, Kontrabass und Basso continuo, was Leipzigs Thomaskantor an Melodiefügungen und Figurationen zu Notenpapier gebracht hatte. Doch die Kälte des Kirchenraumes ließ die Intonation der Streichinstrumente im Laufe des einstündigen Beisammenseins immer problematischer werden. Ein Nachstimmen erfolgte nicht. Für die ein- und ausleitenden Chöre hatten sich der Kirchenchor Werder, der Chor der ev. Pfingstkirche und der Kirchenchor Eiche erstmals zusammengefunden. Voller Begeisterung, mehr kraftvoll denn feinsinnig, tönte ihr Gesang in zügigen Tempi. Für die Tenorarie „Bewundert, o Menschen“ setzte sich der Solisteneleve Jan Proporowitz ein. Er verfügt über ein schönes Stimmmaterial, das jedoch noch intensiver Formung bedarf, um weiterhin nicht als ein purer Vom-Blatt-Singer ohne gestalterische Ambitionen zu gelten.
Um etwas differenzierteren Ausdruck bemühte sich dagegen das Chormitglied Reinhard Beyer, der die Bassarie „Streite, siege, starker Held“ mit seiner robusten Stimme zwar koloraturensicher, jedoch reichlich unkultiviert vortrug. Im Rezitativ „Wir ehren diese Herrlichkeit“ passten der Alt von Jana Kadegis und der Sopran von Juliane Sprengel intonatorisch leider überhaupt nicht zusammen. Dass die Sopranistin technisch sehr gut ausgebildet ist, bewies sie in der Solokantate „Endlich wird die Stunde schlagen“ von Georg Philipp Telemann. Ihre klare, koloraturenglitzernde, sicher und leicht geführte, gleichsam schlackenlose Stimme kannte keine Mühen in der Höhe. Der Liebreiz ihres Soprans ließ Kenner an das Timbre von Kirchengesangslegende Adele Stolte denken.
Zur adventlichen Abwechslung erklang noch die Sonate Nr. 2 D-Dur für Trompete und Streicher von Domenico Gabrielli (um 1659-1690), in der Ulrich Riehl mit strahlenden Spitzentönen und gestochenen Stakkati aufwarten konnte. Festlichkeit verbreitete sich allenthalben. Mit erbaulichen Gedanken zum Tage wartete Pastorin Hanna Löhmannsröben auf, die all denen, die aus „unterschiedlichen Gestimmtheiten“ zum Konzert gekommen seien, Worte des Nachsinnes über das, was nun im Advent beginne, mit auf den Weg gab. Nach Gebet und Segen ertönten noch einmal die Chöre aus der Bachschen Kantate.
Peter Buske
In der anschließenden Kollekte für eine neue Orgel in der evangelischen Pfingstkirche Potsdam wurden 1236 Euro eingenommen.
Peter Buske
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