Kultur: Festliche Unterhaltung des Barock
Die Kammerakademie spielte im Schlosstheater
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Die Kammerakademie spielte im Schlosstheater Woran liegt es wohl, dass die Barockmusik uns heute als ideale Weihnachtsmusik erscheint? Ist es die Ausgewogenheit von Klang und Rhythmus, die feste Ordnung des Kontrapunkts, die Repräsentationskunst des Barock oder die Aufgehobenheit der Musik in einer christlichen Weltstruktur, die diese Musik so anziehend in der Weihnachtszeit macht? Beim Adventskonzert der Kammerakademie Potsdam im Schlosstheater in Sanssouci konnten leider längst nicht alle Kartenwünsche erfüllt werden. Von vier Großmeistern des Barock erklang festliche Unterhaltungsmusik, wobei nur das letzte Werk einen bereits vom Komponisten vorgesehen Bezug zu Weihnachten hatte. Hinein in die Pracht des Barock führt das Concerto grosso Nr. 1 aus op. 3 von Georg Friedrich Händel. Das Concertino aus Violine und zwei Oboen spielt wunderbar geschmeidig und steht in kräftigem Kontrast zum Tutti mit seinen scharfen Saiten-Strichen. Während Händel sehr höfisch-würdevoll erklang, zeigte sich im Konzert für Violine und Oboe c-Moll von Johann Sebastian Bach die kraftvolle Fülle der Musik des Thomaskantors. Das originelle Thema mit seinen Echo-Einwürfen wird von Elisabeth Kufferath, Violine, und Jan Böttcher, Oboe, anmutig gestaltet. Als feingliedrige Klangrede entwickelt sich das Adagio, dem Celli und Bass mit konstantem Pizzicato emphatische Sogkraft verleihen, während Violine und Oboe darüber meditieren. Prachtvoller als Antonio Vivaldi hat wohl keiner komponiert. Er war das barocke Originalgenie schlechthin. Auch sein Concerto „per l“orchestra de Dresda“ leuchtet temperamentvoll. Die Kammerakademie spielt vehement, akkurat, die Akkorde wie ausgestanzt, apart die Zwierede von Oboe, Fagott und Cembalo im Largo. Als hätte die junge Geigerin Elisabeth Kufferath nicht in den vorherigen Stücken schon genug zu tun gehabt, so stellt sie in dem Violin-Konzert g-Moll von J. S. Bach ihre Brillanz und Virtuosität voll unter Beweis. Mit herzhaftem, nahezu vibratolosem Strich in den schnellen Sätzen, fein und leicht im Piano des Mittelsatzes, mit kraftvollen Akkorden im Finale. Im Zusammenklang mit der Kammerakademie Potsdam entsteht eine hochkarätige Interpretation, eher nüchtern als romantisch im Klang, doch sehr glanzvoll und transparent. Gegenüber Händels Pathos wirkt die Orchesterführung von Arcangelo Corelli überaus intim und leichtgewichtig. In seinem Weihnachtskonzert, Concerto grosso g-moll, können die kammerakademischen Klangzauberer noch einmal ihre Kunst vorführen. Berückend der Schwebezustand im Grave mit seinen verminderten Akkorden, streng, stimmig und hochfahrend die kontrapunktischen Rufe in Allegro und Vivace, in der finalen Pastorale brilliert wiederum die Violine in langen Solo-Passagen. Herzlicher Beifall für alle Beteiligten, ganz speziell für die beiden ausgezeichneten Solisten Elisabeth Kufferath und Jan Böttcher. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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