Kultur: Festlicher Jubel
Musikschüler mit gereiften „Sinfonischen Klänge zur Weihnachtszeit“
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Jedes Ding braucht seine Zeit. Die Sinfonischen Klänge zur Weihnachtszeit brauchten sechs Jahre, um mit einem wunderbar abgerundeten, vielseitigen Programm nicht nur Freunde und Familie, sondern auch kritische Zuhörer ganz zu überzeugen. Denn das musikalisch-künstlerische Niveau des sechsten Benefizkonzertes des Gemischten Chors und des Kinderchors unter der Leitung von Marion Kuchenbecker sowie des Jugendsinfonieorchesters unter Jürgen Runge von der Städtischen Musikschule Potsdam übertraf die vorherigen um Längen.
Mit einem brausenden, noch nicht ganz passgenauen Zusammenspiel beim Eingangschor aus dem dritten Teil des Weihnachtsoratoriums begann das umfangreiche Programm. Es steigerte sich von Stück zu Stück, darunter viele neu einstudierte, eine insgesamt lobenswerte Ernte von fleißigem Üben und spürbarer Spielfreude.
Der zweite Satz aus Peter Tschaikowskys 4. Sinfonie stellte nicht nur die bewährten Qualitäten der Celli und der hohen Streicher unter Beweis, sondern auch die Bläser, speziell die Oboe und die Flöten erfreuten mit sehr schönen Leistungen. Das kleine „Concerto Fagottissimo“ des Potsdamer Komponisten Gisberth Näther rückte die sonst meist für düsteren Schicksalston stehenden Instrumente in ein heiteres, ja burleskes Licht. Drei junge Fagottisten (Justus Beyer, Maximilian Angerstein, Martin Kagel) gaben den tänzerischen Kapriolen des ersten Satzes virtuose Figuren. Ganz nächtliche Waldstimmung mit dunkel-warmen Holztönen von Fagotten und glitzernden Mondstrahlen der Violinen verströmte der zweite Satz, dem ein prägnantes Rausschmeißer-Finale folgte.
Bravourös, geradezu souverän klang der letzte Satz aus Anton Dvoraks 9. Sinfonie, bei dem nicht nur die Blechbläser, auch erneut Flöten, Oboen und Klarinetten auftrumpften. Wie frisch ein bekanntes Galastück wirken kann, wenn es nicht von einem Profi, sondern von einem Neuling geleitet wird, zeigte sich bei der Ouvertüre aus dem „Barbier von Sevilla“ von Gioacchino Rossini. Der ehemalige Schüler der Städtischen Musikschule Potsdam, Patrick Braun, sonst auch Trompeter im Jugendsinfonieorchester, gefeierter Pianist und Student des Fachs Dirigieren an der UdK Berlin, gab mit dem Orchester, das dem jungen Mann aus seiner Mitte hochkonzentriert folgte, ein spritziges Exempel seiner wachsenden Fähigkeiten.
Für die weihnachtlichen Akzente sorgte der Gemischte Chor der Erwachsenen und der Kinderchor mit anspruchsvollen Gesangsdarbietungen. Neben einem Ausschnitt aus der Musik zum Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ mit drei Knabenstimmen wurden Weihnachtslieder, Gospels, das „Abendlied“ von J. Rheinberger sowie anspruchsvolle Chormusik von Felix Mendelssohn-Bartholdy intoniert. Mit dem Eingangschor „Vom Himmel hoch“ aus Mendelssohns Choralkantate setzten das Jugendsinfonieorchester und die beiden Chöre ein glückliches Fanal für harmonischen Zusammenklang und festlichen Jubel.
Der Spendenerlös der Zuhörer im ausverkauften Nikolaisaal ging diesmal an den Malteser-Treffpunkt Freizeit, unterstützt wurde das Konzert von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse und den Potsdamer Neuesten Nachrichten.
Babette Kaiserkern
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