Kultur: Festliches Frohlocken
Benefizkonzert für die „Potsdamer Tafel“
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Benefizkonzert für die „Potsdamer Tafel“ Rote Riesenweihnachtsbaumkugeln hängen von der Decke des Nikolaisaal-Foyers; an der hochglanzgewienerten Holzwand reflektieren sich Umrisse zweier weißer Weihnachtssterne. Der Musentempel strahlt adventliches Flair aus. Die Musikfreunde drängen sich, wollen den Hörgenuss mit guten Taten vereinen. Als Mittler dient ihnen die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam, die zum vierten Mal ein Benefizkonzert mit Ensembles der Städtischen Musikschule veranstaltet. Der Obolus ist für die Aktivitäten der Potsdamer Tafel e.V. bestimmt. Am Ende des fast ausverkauften Konzertabends darf sich der Wohltätigkeitsverein über eine Summe von 4800 Euro freuen. Die Freude ist gegenseitig. Wenn Jugend musiziert, ist Spiellaune nicht fern. „Die Förderung von Kultur, aber auch von jungen Talenten ist uns unverzichtbar und selbstverständlich“, gibt die Sparkassenvertreterin (k)ein Bankgeheimnis preis. Die Eleven nutzen die Gunst der zwei Stunden, die das Blechbläserensemble des Jugendsinfonieorchesters mit dem strahlkräftig geschmetterten Händel-Satz „Tochter Zion“ eröffnet. Dann tritt es „ins Glied“ zurück, um mit Holzbläsern und Streichern dem „Gloria“ aus der D-Dur-Messe von Antonin Dvorak die kernig-kraftvolle Begleitung zu leisten. Unter Leitung von Marion Kuchenbecker stellt sich ebenfalls der Gemischte Chor den anspruchsvollen Aufgaben dieses Liturgie-Satzes. Die Überzahl der Frauenstimmen dominiert das Geschehen. Zaghaft zeigen sich die hohen Männerstimmen im Gratias-Abschnitt, wagemutiger dagegen einige Soprane. Dann tönt es wieder aus gemischten Kehlen: kraftvoll und hart. Wenig geschmeidig werden auch manche der weihnachtlichen Lieder und Chorsätze a cappella vorgetragen. Zwar bemüht man sich um gebührliches Frohlocken, wirkt jedoch häufig unsicher im Zusammenklang. Im Gegensatz dazu steht der lebendige Vortrag des englisch gesungenen „Carol Of The Bells“. Nachdem sich den Heranwachsenden und Erwachsenen der Kinderchor hinzugesellt, werden alle bisherigen Einwände gegenstandslos. Die Sätze erhalten zusätzliche Frische und reizvolle Klangfarben. Als dann in der finalen Trias dem Chor noch das Orchester hinzutritt, ist des freudigen Singens und Klingens kein Ende: die Stimmen erhalten ihr sicheres Fundament, können mit den Instrumenten vorzüglich verschmelzen. Bei der Rein''schen Choralkantate „Macht hoch die Tür“ ist man dann endgültig beieinander. Auch weitere sinfonische Klänge zur Weihnachtszeit gedenken weitgehend des 100. Todestages von Antonin Dvorak. Aus seiner 8. Sinfonie G-Dur op. 88 spielt das Jugendsinfonieorchester das Allegro-Finale, das unter der taktschlägerischen Leitung von Jürgen Runge gemeinsam anfängt und endet. Dazwischen findet sich viel Lärmendes, das ohne Witz in den Saal knallt, und manches Lyrische ohne erfühlte Gestaltung. Den Slawischen Tanz op. 46 Nr. 4 mit seinem fröhlichen Kehraus bewältigen sie dagegen wesentlich besser. Spröde lassen sie die Rohrflöten in Tschaikowskis „Nußknacker“-Ballett walzertanzen. Größtenteils sicher, mit weichem Ansatz und rundem Ton bläst Stefan Frommberg das Solo des 2. Satzes aus dem Es-Dur-Konzert für Altposaune und Orchester von Georg Christoph Wagenseil (1715-1777). „Uff, das wäre geschafft“, so seine ersten mimischen Reaktionen, nachdem der letzte Ton verklungen ist. Er wie alle anderen Mitwirkenden erhalten den herzlichsten Beifall. Peter Buske
Peter Buske
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