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Kultur: Feuer gefangen

Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ ab heute im Pfarrgarten Bornstedt

Stand:

Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ ab heute im Pfarrgarten Bornstedt Es dämmert, leise hört man die munteren Unterhaltungen der Frösche am See, Toni, das Eichhörnchen huscht an der Bühne vorbei. Zwischen dem herunter hängenden Geäst zweier herrschaftlicher Bäume bewegt sich eine Gruppe von Menschen. Sie sprechen in der mitreißenden, kunstvollen und bildreichen Sprache Shakespears und lassen sich davon verzaubern, verwandeln – zur lebensfrohen Fee, zum dreisten Troll, zur schmachtenden Liebenden und ihrem kampfbereiten Liebhaber, zum erhabenen Fürsten, dessen gefangener Amazone, zum bodenständigen Handwerker mit seinem vorlauten Kollegen. Immer noch oder immer wieder bringen sie sich gegenseitig zum Schmunzeln, Nachdenken, zum Mitfiebern und Mitfühlen. Ob eingebildet, eifersüchtig, herrschsüchtig, erbost, verzweifelt, ängstlich, trauernd, liebend, hoffend, es ist so menschlich, bekannt und vielleicht gerade deswegen oft so ironisch, wie die Figuren fühlen und agieren. Und trotzdem ist es eine ganz andere Welt, in die Shakespeare mit seinem Humor und seiner Feinfühligkeit entführt, so dass man gar nicht anders kann als sich mitreißen zu lassen, von diesem Traum - diesem Sommernachtstraum. So erging es auch der „Mutter“ und Regisseurin der Inszenierung, Christa Schröder,die als Schülerin das erste Mal in einer gekürzten Fassung mitspielte und sich seitdem immer mehr und intensiver mit dem Stück auseinandergesetzt hat und nicht mehr von ihm lassen konnte, als Theater spielende Studentin und vor zwanzig Jahren als Regisseurin hats sie dieses Stück interpretiert. Damals nahm sie sich vor es in ihrem Ruhestand noch einmal auf die Bühne zu bringen. Es ist ein Traum, ein Lebenstraum, der aus dem Sommernachtstraum gewachsen ist. Wenn man Christa Schröder zuhört, wie sie von dem Stück, von einzelnen Zeilen, Anspielungen, von den Hintergründen, Zitaten aus der Sekundärliteratur, der Aussage und den darin enthaltenen Wahrheiten spricht, so merkt man, wie eine Lebensphilosophie entstanden ist, die Mut macht zur Liebe, zur Ehrlichkeit, zum Eingeständnis, dass wir Menschen fehlbar und sterblich sind. Genau diese Faszination war es dann auch, die aus dem Traum Wirklichkeit wurde. Im Frühjahr letzten Jahres führte eine gute Hand einen begeisterungsfähigen Studenten zu Christa Schröder. Sie sichte für ihr Vorhaben Mitstreiter. Im November trafen sich beim ersten Weihnachtsgebäck sieben Studenten, deren Lust am Theater sie dorthin geführt hatte. Christa Schröder schwärmte von dem Stück, sprach von ihrer Interpretation, und steckte uns mit ihrer Begeisterung an. Nach den Leseproben - mal als Troll, als Feenkönig, als Handwerksmeister, mal als Liebhaber - hatten die jungen Leute endgültig Feuer gefangen. Freunde, Geschwister und Bekannte wurden animiert – der Kreis wuchs. Lieblingsrollen wurden entdeckt, Besetzungswünsche geäußert, Rollen verteilt, Helfer für Kostüm, Bühnenbild und Musik gefunden ... Mitten im kalten Winter träumten wir bei heißen Glühwein von einer lauen Sommernacht. Anfang April nach den Semesterferien die selbstverständlich ausschließlich zum Textlernen verwendet wurden, begann die Probenzeit, in der die Handwerker, die Feenwelt, die Liebespaare und der Hofstaat einmal pro Woche in ihren verwandelten Charakteren in dem romantischen Pfarrgarten in Bornstedt umher toben konnten. Es entwickelten sich die Figuren und bis zum Schluss kamen Neue dazu, weil sich die Suche nach Elfen oder einem älteren gestandenen Mann schwieriger als gedacht herausstellte. Wir wuchsen zusammen und aus unserem bunt gemischten Haufen von Studenten aus allen möglichen Fachbereichen, Berufstätigen vom Hörfunk bis zum Mechaniker, kurzzeitig Arbeitslosen und Lehrlingen, afrikanischen Asylbewerbern, einem Auslandsstudenten und einer kleinen Kinderschar hat sich eine runde Gruppe geformt. Heute ist Premiere. Die Kostüme sind genäht, die Requisiten beisammen, alle Rollen natürlich besetzt und die Spannung steigt. Obwohl keine finanziellen Mittel zur Verfügung standen, haben sich gut 30 Leute gefunden, die Zeit, Kraft und Kreativität in diesen Traum gesteckt haben. Eintritt wird nicht verlangt, aber man hofft auf Spenden, falls man am Ende des Abends ein wenig verzaubert sein sollte.Christina Uhl Termine: 2./3. und 9./10.7., 20 Uhr im Pfarrhausgarten, Bornstedt, Ribbeckstraße 17.

Christina Uhl

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