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Marquardter Mädchen singen.

© A.Klaer

Kultur: Filigrane Klangkunst

Andreas Zacher startet in die Orgelsaison von St. Peter und Paul

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Mit einem unspektakulären, dennoch aufhorchenswerten Programm startete die Orgelkonzert-Reihe der katholischen Propsteikirche am Bassinplatz in ihre diesjährige Saison. Dazu hatte Hausorganist Andreas Zacher Werke der französischen und norddeutschen Orgelschule zusammengefügt.

So entstanden fern einer chronologischen Abfolge aparte Kontrastkonstellationen, die sich durch überlegte, unaufgeregte Registrierungen zu steigern wussten. Dieser Eindruck stellte sich sogleich im Eingangsstück her: Präludium und Fuge a-Moll von Dietrich Buxtehude (1637-1707). Dem sich in typisch norddeutscher Toccatenform präsentierenden Doppelpack entlockte der Organist alle ihm innewohnende beschwingte Fröhlichkeit. Leichtfüßig tanzten die Fugen vorüber, wobei die des Finales wie improvisatorisch ihre Reize zu entfalten verstand. Fantasievoll und spielfreudig ging es auch in den Tanzvariationen über „Unter der Linden grüne“ von Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621) zu, einer schlichten, krummhornschnarrenden, dann lieblich tönenden Renaissance-Melodie, die verzierungsreich umspielt wird. Andreas Zacher führte sie als Beispiel filigraner Klangkunst überaus einprägsam vor.

Doch auch in den klangprächtigen Stücken französischer Provenienz achtete er bei der Schuke/Buchholz-Orgel ganz auf ihre schlanke Linie. Und beschwor so in den von Gregorianik geprägten „Variationen über ein Thema von Clément Jannequin“ von Jehan Alain (1911-1940) einen klangzarten Gruß aus dem 16. Jh. mit durchaus modernen, dissonanzenreichen Harmonien. Stilkundig mischte Zacher die Schärfe des Diskantregisters mit gedeckten Stimmen. Nicht weniger seelenberührend ertönte die Klangmagie der „Hängenden Gärten“ (Le Jardin suspendu), die sowohl mit ihren herabfallenden, silbrig glänzenden Tonkaskaden als auch im ätherischen Schweben die andächtig Lauschenden zu einer piccoloflötenreichen Reise ins Universum einluden. Diesen besänftigenden Betrachtungen folgte mit Alains „Litanies“ das verzweiflungsvolle Flehen einer christlichen Seele, das sich in Besessenheit steigert. Ein Gebet voller toccatenhafter Eindringlichkeit, vom Organisten überzeugend gestaltet. Motorisches bestimmte auch Prelude et Fugue op. 7 „sur le nom d’Alain“ von Maurice Duruflé, einer Hommage an den Kompositionsstudienfreund in Paris. Im laufwerkreichen Präludium erweist sich das Thema als ein Alainsches „Litanies“-Zitat, in der Fuge ist’s schließlich der ein wenig umgemodelte Name. Feinsinnig und zungenstimmenweich hat Zacher das Stück registriert und es bravourös in sein motorisches Finale gesteigert. Über ein solches verfügt auch die viersätzige Orgelsonate Nr. 4 op. 61 von Alexandré Guilmant (1837-1911), die zwar von pianistischer Technik inspiriert ist, in der Wirkung aber dem entspricht, was man als französisch-spät-romantische „Orgelsymphonie“ benennt. Die ausgiebige Themenverarbeitung erfolgt in orchestralen Dimensionen voller Klangpracht. Für verhaltene Andante-Betrachtungen ist das Schwellwerk zuständig, während das Menuetto in Gestalt einer Toccata anmutig vorüber tanzt.

Und hier konnte Andreas Zacher nochmals gebündelt vorführen, was sein Spiel vor allem auszeichnet: eine klare Linienführung. Peter Buske

Peter Buske

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