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Kultur: Filmmärchen für Erwachsene

Filmkomponist Peter Gotthardt begleitet zwei Stummfilme am Klavier

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Die Sterne verraten Rabbi Loew, dass seinen Prager Juden Unheil droht. Er muss sie retten. So formt er Lehm und haucht seiner Statue in einem magischen Ritual Leben ein. Der vom Rabbi gottgleich belebte Lehmklumpen ist ein Golem. Dieser Golem rettet dem Kaiser das Leben, woraufhin der das Dekret zur Vertreibung der Juden aufhebt. Aber ach: Durch den Duft einer Rose erwacht die Sinnlichkeit des ehedem fühllosen Wesens. Der Golem verliebt sich in die Tochter des Rabbis und lehnt sich gegen seinen Schöpfer auf. Der berühmte Stummfilm „Der Golem, wie er in die Welt kam“ aus dem Jahr 1920 führt in das Prag des 16. Jahrhunderts. Die von Jugendstil und Expressionismus inspirierten Film-Bauten des Architekten Hans Poelzig wirken fantastisch-märchenhaft, ebenso wie die wuchtige Darstellung des Golem durch den Theaterstar Paul Wegener.

Für Film- und Musikfreunde finden im Filmmuseum Potsdam zum Ausklang des Filmjahrs zwei Vorstellungen mit dem Filmkomponisten Peter Gotthardt statt. Gotthardt, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, komponierte mehr als 500 Filmmusiken für Dokumentar- und Spielfilme und arbeitete mit namhaften Defa-Regisseuren zusammen, so mit Heiner Carow, Winfried Junge, Rolf Losansky oder Frank Beyer. Seine Kompositionen für den Film „Die Legende von Paul und Paula“ wurden Evergreens, denn „Geh zu ihr“ und „Wenn ein Mensch lebt“ brachte die Karriere der noch unbekannten DDR-Rockband Puhdys in Fahrt. Davon berichtet ein Filmfeature, das in der neuen Filmmuseums-Ausstellung „Traumfabrik – 100 Jahre Film in Babelsberg“ zu sehen ist. Der klassisch ausgebildete Komponist, der auch Chor- und Orchestermusik schreibt, spricht in seinem Arbeits- und Lebensraum über seine Arbeitsmethode und seine erfolgreichste Musik.

Am Mittwoch, dem 28. Dezember, begleitet Peter Gotthardt live am Klavier mit „Golem“ und am Donnerstag, dem 29. Dezember, mit „Metropolis“ zwei Klassiker der deutschen Filmgeschichte.

Den „Film aller Filme“ – „Metropolis“ von Fritz Lang – scheint jedermann zu kennen. Selbst Zuschauern, die noch nie in ihrem Leben einen Stummfilm gesehen haben, werden manche Bilder vertraut vorkommen, denn wie kein anderer Film hat Langs seltsames Meisterwerk seit seiner Premiere im Jahr 1927 die Vorstellungen von der Stadt der Zukunft geprägt. Blockbuster wie „Blade Runner“ oder „Matrix“ sind von „Metropolis“ inspiriert. Mit unvorstellbarem Aufwand in den Babelsberger Ufa-Studios inszeniert, entwirft dieses moderne Märchen die Zukunftsvision einer Stadt. Während die Sklavenarbeiter im düsteren Inneren der Erde an Maschinen malochen, führen die Reichen in der Oberstadt ein Leben in Luxus und Helligkeit – bis sich die Widersprüche in einem Aufstand Bahn brechen. Das Filmmuseum zeigt die 2010 restaurierte und ergänzte Fassung des Films. Kay Schönherr

Am 28. und 29. Dezember jeweils um 20 Uhr im Filmmuseum Potsdam in der Breiten Straße. Der Eintritt kostet 10, ermäßigt 8 Euro. Kartenreservierung unter Tel.: (0331) 27 181 12

Kay Schönherr

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