
© Manfred Pollert
Kultur: Fingerzauber
Der Jazzgitarrist Manfred Dierkes im Rothenburg
Stand:
Vier Brüder und ein Daumen, so einfach ist das mit Manfred Dierkes. Vier Brüder und ein Daumen, das sind die Finger von Dierkes rechter Hand. Und die hat es wirklich in sich.
„Four brothers and a thumb“ ist der Titel des letzten Soloalbums des Berliner Jazzgitarristen Manfred Dierkes. Neben „Confirmation“ von Charlie Parker, „Our Love Is Here To Stay“ von George Gershwin oder „Somewhere Over The Rainbow“ von Harold Arlen hat Dierkes hier vor allem Eigenkompositionen aufgenommen. Ob nun eigene oder fremde Lieder, Dierkes zeigt auf „Four brothers and a thumb“ auf anspruchsvoll und lässige, halsbrecherisch-virtuose und so leichte Art und Weise, was ein Mann allein auf den sechs Saiten seiner Jazzgitarre so alles bewerkstelligen kann. Am morgigen Freitag ist Manfred Dierkes zusammen mit Michael Waterstradt am Kontrabass und Mario Würzebesser am Schlagzeug auf der Bühne im Café Rothenburg zu erleben.
Für den Puristen unter den Jazzfans öffnet sich beim Spiel auf der typischen Jazzgitarre, der sogenannten Archtop, ein ganzer Klangkosmos. Und wenn Manfred Dierkes sein Instrument unter den vier Brüdern und dem Daumen seiner rechten Hand erklingen lässt, ist da ein ganz herrlicher Kosmos zu erleben. Der Daumen zaubert Basslinien voller Swing und die Finger liefern Melodien und Improvisationen, die den Raum noch größer werden lassen. Dierkes Fingerkunst auf der Gitarre ist dabei klar am Großmeister Joe Pass orientiert. Aber wenn Manfred Dierkes ihn musikalisch zitiert, dann mit dem Selbstbewusstsein eines Gitarristen, der seinen eigenen Weg, seine eigene Stimmenvielfalt auf den sechs Saiten gefunden hat. Und wenn Goethe über das Streichquartett gesagt hat, dass es sich anhöre, als würden sich hier vier vernünftige Leute miteinander unterhalten, ist das Spiel auf der Jazzgitarre, wie es Manfred Dierkes beherrscht, ein vielstimmiges Selbstgespräch eines Wagemutigen in Improvisationsgefilden, dem man nur zu gern folgt.
Im Café Rothenburg ist Dierkes in seinem Trio zu erleben. Auf dem Album „Caldera“, das er zusammen mit seinen beiden Kollegen Würzebesser und Waterstradt aufgenommen hat, findet sich ein Lied mit dem Titel „Go Wes“. Und ohne dieses Lied überhaupt gehört zu haben, ist sofort klar, auf wen Dierkes sich hier bezieht. Eine klare Verbeugung vor einem weiteren Großmeister auf der Archtop. Eine Verbeugung vor dem unübertroffenen Wes Montgomery. Der Abend im Rothenburg verspricht ein ganz besonderer zu werden. Dirk Becker
Das Manfred Dierkes Trio spielt am morgigen Freitag, 21 Uhr, im Café Rothenburg in der Gutenbergstraße 33
Dirk Becker
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