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Kultur: Fleischfressende Dissonanz der Eroberung
Zum ersten Mal in Europa unterwegs: Der Sänger M. Lamar aus New York ist am Freitag im „nachtboulevard“
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Wenn es so etwas gibt wie eine Transgender-Sängerin ist es M. Lamar. Er ist ein Performance-Künstler und feiert parodierend die Idee der Chanteuse. Er dekonstruiert die Person der Diva und hüllt sich selbst in deren Hochmut. Nun ist der Künstler aus New York zum ersten Mal in Europa unterwegs und gastiert am kommenden Freitag im „nachtboulevard“ des Hans Otto Theaters. M. Lamar ist ein klassisch ausgebildeter Countertenor, politisch unverfroren und emotional wie Diamanda Galas und Paul Robeson. Er hat Sinn für Humor, und Lieder wie „Dieses obskure Objekt der Begierde“ und „Exploitation Chic“ sind sexy, lustig, wütend und traurig zugleich. „Dieser Songwriter wurde geboren, um in einem David- Lynch-Film zu erscheinen. Er klingt wie ein Opern-Loon in einem Piano gefangen“, schrieb „Der New Yorker“. Er sei eine Kreuzung zwischen Opern-Überschuss, altmodischen Negro Spirituals und dämonischer Besessenheit.
„Souls On Lockdown“, das neue Album von M. Lamar, erweitert die schönen Schrecken seiner letzten EP „Die Eroberung“ gespenstisch mit männlichem Mezzosopran, wildem Klavier und erhabenem Songwriting: „ein Opus über Sehnsucht, lieben, lynchen, ficken und kämpfen für die Möglichkeit der Freiheit“, wie der Künstler schreibt. Auf dem bluesigen Titeltrack „Ode an die kriminellen Liebe“ erzählt er von der fleischfressenden Dissonanz der Eroberung, vom Terror und Glanz im Schlachthof des amerikanischen Imperiums. PNN
Freitag, 4. Mai, um 22.30 Uhr im nachtboulevard, Reithalle, Schiffbauergasse. Eintritt: 6 Euro. Karten unter Tel. (0331) 9811-8
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