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Kultur: Fleischlust

Kollektiv Untergewicht mit „Ein Fleischstück“ im KuZe

Stand:

Fleisch ist Symbol, ist Nahrung, ist die als Filet servierte gebändigte Natur. Fleischessen ist die Einverleibung des Anderen, ist die Aneignung der sprachlosen Kraft des Tiers, ist das Hybridwerden individueller Grenzen. Im industriellen Schlachtbetrieb wird der Akt des Tötens ausgeblendet, zwischen den Menschen und das Töten werden Paragraphen geschoben, die Distanz schaffen sollen. Die saubere Geruchlosigkeit von Hygienevorschriften, der kühle Klang von detaillierten Schlachtverordnungen verschleiern den Duft von Blut und Exkrementen. Das Töten wird dem Blick entzogen und das in Plastik verpackte Fleisch, das den Schlachthof verlässt, verschafft auch in großer Masse keine Befriedigung. Das Berliner Theaterkollektiv Untergewicht sucht mit seiner Inszenierung „Ein Fleischstück“ die Momente, in denen das unbefriedigte Verlangen das labile Gebäude der Zivilisation sprengt, in denen das pulsierende Blut überkocht und der Mensch beginnt, nach etwas zu riechen. Der Ausbruch aus der eigenen Einsamkeit soll dabei zum Gewaltakt werden.

Im assoziativen Wanken durch den Schlachtraum Eckkneipe spüren die Darsteller den ästhetischen Seiten fleischlicher Sinnlichkeit nach; auf der Suche nach dem Geruch von Sprache, dem Geschmack von Bewegung beginnen Körper auszubluten, werden Sätze zergliedert, Raumeinheiten seziert. kip

„Ein Fleischstück“ ist morgen und am Samstag, jeweils 20 Uhr, im Theatersaal des Studentisches Kulturzentrum „KuZe“ in der Hermann-Elflein-Straße 10 zu sehen. Der Eintritt kostet 6, ermäßigt 4 Euro

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