Kultur: Förster und sein Briefroman „Der Andere“ – Lesung
im Huchel-Haus
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Wieland Förster gehört als Bildhauer zu den bekanntesten deutschen Künstlern. Auch als Zeichner und Grafiker tritt er immer wieder mit eindrucksvollen Blättern hervor. Unvergessen ist seine erste Werkausstellung in den siebziger Jahren im Großen Refraktorhaus auf dem Potsdamer Telegraphenberg, die von dem Physiker Rudolf Tschäpe initiiert wurde.
Der 1930 in Dresden geborene und jetzt in Berlin wohnende Wieland Förster hat auch eine Reihe von literarischen Werken veröffentlicht, die teilweise das eigene künstlerische Schaffen reflektieren, beispielsweise die Tagebuch-Aufzeichnungen über seine Aufenthalte auf Rügen, in Tunesien oder in Böhmen.
Soeben erschien im Berliner Lukas Verlag sein Briefroman „Der Andere. Briefe an Alena“. Das Buch schrieb er bereits schon um 1982/83, beließ es aber in der Schublade, denn kein DDR-Verlag hätte es gewagt, den Roman auf den Markt zu bringen. Wieland Förster prangerte in ihm die stalinistische Politik Walter Ulbrichts scharf an, in einem heute vielleicht allzu sehr pathetischen Ton.
„Der Andere“ erzählt in 44 Briefen von Friedrich K., dem Dicken. Er hat es schwer unter den Kommilitonen und im Staat und bei den Frauen. Er ist einer der Anderen, gehört zu den Außenseitern und Ausgegrenzten. Zugleich hat er sich eine reiche Innenwelt des Geistigen und Musischen erobert, eine Welt voller menschlicher und poetischer Entdeckungen. Was aber Friedrich K’s nur äußerlich tristes Dasein vor allem überstrahlt, ist seine Verehrung einer so fernen wie fremden Frau namens Alena, ist seine unerfüllte Sehnsucht, die in allen Episoden frei von Klischees bleibt und zum bedenklichen Abenteuer gerät. Ihrem Bild gegenüber öffnet er sich und beschreibt seine Wunden und wie sie entstanden. Er zeigt ihr, dass er zwar ein Anderer ist, aber eben auch ein Mensch mit Würde ist. Eine Antwort bekommt er nicht. Somit entsteht kein Briefwechsel, sondern die Schreiben des Friedrich K. bleiben Monologe.
Heute stellt Wieland Förster den Briefroman „Der Andere. Briefe an Alena“ im Peter-Huchel-Haus in Wilhelmshorst vor. Die Moderation übernimmt Hendrik Röder. Im Garten des Huchel-Hauses befindet sich übrigens ein Bronzebüste des Dichters, die der Bildhauer geschaffen hat. K.Bü.
Heute Lesung um 20 Uhr im Peter-Huchel-Haus, Wilhelmshorst, Hubertusweg 41. Eine Veranstaltung des Lukas Verlags, des Brandenburgischen Literaturbüros und des Peter-Huchel-Hauses.
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