Kultur: Fossy Funk
Fosbury Flop im Waschhaus
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Wenn eine Band ihre Musik als Fossy Funk bezeichnet und selbst sich selbst auch noch nach dem gymnastischen Sprung Fosbury Flop benennt, erwartet man ein wenig Gefahr, das Gefühl, das man während des Fliegens spürt und das große Glück nach einer gelungenen Landung.
Und ist erfreut, wenn von allem ein wenig wahr wird. So geschehen am Dienstagabend, als eben diese Potsdamer Formation ihrer Heimatstadt mal wieder ein Stelldichein gab und in der Reihe „Rubys Tuesday“, initiiert vom Waschhaus in der Schiffbauergasse, einen sportlichen Auftritt hinlegte.
Die anfängliche Skepsis ob eines vollkommen leeren Clubs legte sich schnell, als sich fünf Minuten vor Konzertbeginn der kleine Saal dann doch noch füllte.
Schnell hatte die quirlige Frontfrau Anja Engel ihr Publikum um den Finger gewickelt und es schien, als gäbe sie in jeden der Songs ein Stück von sich. Sie sang von unerfüllter Liebe, der Sehnsucht nach der großen Ferne oder dem Wunsch nach 25 Grad, um barfuß durch den Tag zu laufen. Dabei jazzte und groovte es da vorn auf der kleinen Bühne, das es eine Freude war. Schlagzeug, Bass und Keyboard unterstützen den besagten Fossy Funk, der direkt in die Beine ging. Ein bisschen Scat, ein wenig Beatboxen, schön verspielte Keyboardeinlagen oder melodische Bassläufe trösteten über die Tatsache einer latenten Unruhe im Hintergrund hinweg.
Die Reihe Rubys Tuesday ist nicht nur eine Bühne für mal mehr, mal weniger unbekannte Musiker, sondern auch eine beliebte Partyreihe im Potsdamer Nachtleben. Die Tatsache, dass, wer vor 22.30 Uhr kommt, keinen Eintritt zahlt, reizt zu frühem Erscheinen. Und führt zu einem ständigen Kommen und Gehen. Umso faszinierender die Tatsache, dass auch diejenigen, die nicht zwingend die Band sehen wollten, trotzdem vor der Bühne stehenbleiben und sich begeistert von der Sängerin dazu animieren lassen, sie durch Klatschen, Singen oder andere musikalische Einlagen zu unterstützen. Jazz und Funk bedeutet eben immer auch Mitmachen und dieser Dialog zwischen Band und Publikum funktionierte dank Charme und der nötigen Offenheit hervorragend. So kam Keyborder Tobias Thiele sogar zu einem gemeinsam gesungenen Geburtstagsständchen.
Als später dann die sogenannte Dose durch das Publikum gegeben wird, um für dieses kostenfreie Konzert mit einer freiwilligen Spende an die Musiker Danke zu sagen, schenken die ihren Fans einen letzten Song, der hier seine Fast-Premiere feiert und der vielleicht einen neuen Fossy Sound einleitet, in dem Schlagzeug und Bass ganz neue Töne anschlagen. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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