Kultur: Französische Eleganz trifft Hip-Hop
Filmgymnasiums-Schüler tanzen „Moulin Rouge“
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Moulin Rouge – das Varietétheater im Pariser Viertel Montmartre steht für Verheißung, Vergnügen und den beliebten CanCan, getanzt von schönen Frauen in eng geschnürten Kleidern und langen Beinen. „Moulin Rouge“ nennen die Schüler der 7., 8., und vor allem 9. Klassen des Potsdamer Filmgymnasiums auch ihr am Donnerstag im T-Werk uraufgeführtes Tanzstück, das sie in den letzten Monaten im Rahmen einer Tanzklasse zusammen mit Anja Kozik, Tänzern der Oxymoron Dance Company und der Flamencolehrerin Mina Okonnek erarbeitet haben. Der Titel weckt Erwartungen, die erst einmal erfüllt werden wollen.
Als dann zahlreiche schön geschminkte junge Frauen in roter und schwarzer Corsage, mit kurzem Rockteil und in schwarzen Strumpfhosen die Bühne betreten, sich auf die in einem Halbkreis aufgestellten Stühle verteilen und lasziv, herausfordernd oder abwartend posieren, entsteht eine Ahnung von Varieté, von abendlichen Vergnügungen und untereinander konkurrierender Schönheiten. Dass es dazu Männer braucht, steht außer Frage und ist von den Dramaturgen selbstverständlich bedacht worden. Zwar in der Unterzahl, aber trotzdem nicht weniger elegant buhlen darum die jungen Herren in weißen Hemden und schwarzer Hose um die große Zahl der Damen.
Doch „Moulin Rouge“ zeigt auch eine andere Seite des körperlichen Miteinanderspielens. Die Szenerie wechselt und der Abend bekommt eine spanische Note. Die Jungen klopfen im Stil des Flamenco mit Holzstöcken rhythmisch auf den Boden, die Mädchen öffnen synchron ihre Fächer. In der nächsten Szene dann der Sprung ins Moderne. In einem Battle duellieren sich zwei Hip-Hop-Gangs, und erst das freundschafliche Abklatschen und Umarmen am Ende der Szene zeigt, dass Tanz auch verbinden kann. Abgerundet wird die tänzerische Vielfalt mit französischer Eleganz. Im Trenchcoat flaniert eine Gruppe junger Mädchen umeinander und bewegt sich nur sparsam: hier ein sanfter Hüftschwung, da eine elegante Bewegung mit dem Handgelenk, alles minimalistisch und wie hingehaucht. Dieser Kontrast der möglichen Ausdrucksformen wird noch ergänzt durch den Kontrast der unterschiedlichen Altersgruppen.
Bewegen sich die Siebtklässler noch etwas kindlich und ungelenk, aber mit allergrößtem Eifer, bemerkt man bei den Mädchen der achten Klasse bereits eine aufkeimende Weiblichkeit, die allerdings noch verunsichert. Schon ein Jahr später, in der neunten Klasse, scheint dann die Befangenheit fast völlig abgelegt: Die Mädchen sind sich ihrer Reize bewusst, betonen diese und bewegen ihre Körper mit einer ganz anderen Freude und Selbstverständlichkeit. Es bleibt dahingestellt, ob das Projekt „Moulin Rouge“ diesen Kontrast herausarbeiten wollte. Fest steht aber, dass er das beeindruckende Können der tänzerischen Laien noch bereichert und dem Abend eine interessante Note verleiht. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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