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Kultur: Frappierende Vielseitigkeit

Zum Tod des Schauspielers Gerry Wolff

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Zum Tod des Schauspielers Gerry Wolff Der Schauspieler Gerry Wolff ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 84 Jahren in Oranienburg . Der Darsteller, der auch an Berliner Theatern spielte, wurde vor allem mit DEFA-Filmen bekannt. Wolff wusste beispielsweise in dem Frank-Beyer-Film „Nackt unter Wölfen“(1963) die Rolle eines Kommunisten mit einer Spanne von kämpferischem Pathos und stiller Melancholie zu verkörpern, der zusammen mit anderen Häftlingen im KZ Buchenwald einen Jungen vor dem SS-Zugriff rettet. Die Perspektive, in der die Gestalt dem Zuschauer erscheint, entsteht wie zufällig – sie ist zutiefst bewegend. Der 1920 in Bremen geborene Gerry Wolff entstammte einer jüdischen Schauspielerfamilie, sein Großvater war Rabbiner. Die Nazi-Diktatur überlebte er in Großbritannien, wohin man ihn 1935 schickte, um eine Banklehre zu absolvieren. 1947 kehrte Wolff, der sich der kommunistischen Bewegung angeschlossen hatte, nach Deutschland zurück. Er wählte Ostberlin als seinen Wohnsitz. Als Autodidakt entwickelte er sich als Charaktercharge zu einem der meistbeschäftigten Schauspieler. Wolffs Vielseitigkeit war frappierend. Im Fernsehen moderierte er singend und tanzend die Reihe „Von Melodie zu Melodie“. Mitunter brillierte er im historischem Kostüm, so in „Aus dem Leben eines Taugenichts“, als Jacques Offenbach vertrat er in dem Film „Orpheus in der Unterwelt“die Öffentliche Meinung. Musikalisch-literarische Abende mit jiddische Liedern und Geschichten wurden von ihm oft bestritten. Nach der Wende übernahm Wolff Rollen in Fernsehserien. Eine seiner letzten hatte er in der Komödie „Jetzt oder nie“ als verwegener Autofahrer. Im DDR-Fernsehen feierte Wolff großen Erfolg in den „Kiezgeschichten“. In einer Kritik heißt es über ihn : „Ein Stück Berlin ist er, von dem man sagt, dass hinter dem grantigen Witz viel Herz schlägt.“ Sein Herz hat nun aufgehört zu schlagen. Die ihnin seinen Rollen und als Mensch mochten, die werden weiterhin ein großes Herz für ihn haben.K.Bü.

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