zum Hauptinhalt

Kultur: Frauen mögen miese Typen

Gefeierte Premiere: Jugendtheaterstück „Fake“

Stand:

Gefeierte Premiere: Jugendtheaterstück „Fake“ Das Publikum besteht zum großen Teil aus Jugendlichen. Eine aufgedrehte Atmosphäre im überfüllten Saal des T-Werks. Als das Stück beginnt, sind sie sofort begeistert dabei und amüsieren sich über ihre Freunde auf der Bühne, in den fremden oder auf den Leib geschnittenen Rollen. „Fake“ heißt das Stück, das Yasmina Ouakidi vom Theater HAVARIE mit der Jugendtheatergruppe „Scharfe Sterne“ entwickelt hat. Laute Dancefloor-Musik, fünf Leute kommen tanzend auf die Bühne und machen dem Publikum klar, dass es nur einen Club gibt, in dem es ab geht, das „Sugar“. Doch bevor die Clubnacht beginnt, gibt es einige Probleme im Vorfeld. Für Rony (Florian Rummler) stellt sich schnell heraus, dass sein Abend gelaufen ist. Er hat den Fehler begangen, sich nicht für das Outfit seiner Freundin Tanja (Julis Kaluza) zu interessieren. Und schon heißt es: „Rony, wir müssen reden!“. Rony wird den Club in dieser Nacht nur von außen sehen, wenn er dem aufgeplusterten Türsteher Lupo (Paul Dreykluft) die Pizza bringt. Lieber jobben als Grundsatzdiskussionen. Stella (Sophia Löffler) will zwar ins Sugar, aber nicht ohne Begleitung. Sie könnte ihrem Ex begegnen und der darf nicht denken, sie trauere ihm nach. Doch der Typ mit dem sie vor zwei Stunden verabredet war kommt nicht, und „wenn ich anrufe, bin ich eine hysterische Kuh.“ Was Stella nicht weiß ist, dass ihr Ex Thorsten ihr nachtrauert. Während sein Kumpel mit seiner Sammlung weiblicher Telefonnummern angibt, muss Thorsten (Tim Winke) sich damit aufziehen lassen, dass er es beim Sex nicht gebracht habe. Tanja, die feststellen musste, dass Rony weg ist, weiß sich zu helfen: „Wenn“s dir mies geht, musst du nur jemanden finden, dem“s noch mieser geht. Und schon fühlst du dich viel besser.“ Doch Anna (Henrieke Dessaules), ihr Opfer, spielt nicht mit, zumindest nicht so, wie es Tanja erwartet hatte. Am Telefon erfindet Anna Lars, ihren neuen Freund, mit dem sie ins Sugar kommen will. Jetzt hat Tanja ein Problem – und Anna auch. Unterdessen probt Saskia (Judith Kühne), wie sie sich ihrem Traumtypen nähern kann. Ihr bester Freund Bastian (Paul Dreykluft) muss als Probepartner herhalten und bekommt zu hören, wie „super nett“ er sei. Worauf Bastian sich den ersten Szenenapplaus mit der Bermerkung holt: „Frauen stehen nicht auf super nette Kumpels, Frauen stehn auf Arschlöcher.“ Später, im Sugar, schnauzt er Mona (Laura Sophie Wizisla) an, weil sie ihm zulächelt. Die hat sich sicherlich nur vertan, dachte, er sei ein Arschloch. Auf der Grundlage von Improvisationen zu eigenen Erfahrungen der Jugendlichen hat Yasmina Ouakidi das Stück geschrieben. Und dann pointiert und flott inszeniert. Die Bühne ist leer bis auf eine Metallwand im Hintergrund und zwei Dreieckswände links und rechts, die auf Rollen stehen und umgedreht werden können, um mit der anderen Farbe ihrer Rückseite einen Ortswechsel darzustellen. So folgen die Szenen schnell aufeinander, von kurzen Umbauten zu lauter Musik unterbrochen. Den Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren gelingen die Situationen rund um das Thema Freund/Freundin scheinbar mühelos. Mit erstaunlicher Lockerheit meistern sie ihren Text. Mit großer Spiellust und Talent halten sie die Spannung im Dialog und treffen die zahlreichen Pointen. Besonders begeisterten die zwei Typen: die berlinernde Toilettenfrau (Maren Frische). Und der Türsteher, der seinen Bizeps prüft: „Was glotzte? willste n Foto?!“ Mit stürmischem Applaus wurde die gelungene Premiere gefeiert.Dagmar Schnürer Am 27. Und 28. August 2004 wird „Fake“ nochmal im T-Werk zu sehen sein.

Dagmar Schnürer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })