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Kultur: Frei getanzt

Schüler zeigten in der fabrik eigene Tanzstücke

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Tanz in der Schule, das ist nicht neu. Schon die Reformpädagogen Anfang des 20. Jahrhunderts wussten um die Bedeutung des freien künstlerischen Ausdrucks für die kindliche Entwicklung und bauten den Tanz ganz selbstverständlich in ihre liberalen Bildungskonzepte ein. Nun, so scheint es, werden diese Potenziale wieder entdeckt. Immer mehr Schüler, die in ihrem Bewegungsdrang heute mehr denn je eingeschränkt sind, beteiligen sich an schulischen Tanzprojekten. Starke Impulse und künstlerische Anleitung hierzu liefert die Potsdamer fabrik, die am Wochenende ihr Haus für die Präsentation der von Schülern entwickelten Tanzstücke öffnete.

Am Interessantesten war hier zu beobachten, wie die Jugendlichen aus vertrauten Bewegungsmustern heraustraten und begannen, einen eigenen Ausdruck für sie bewegende Gefühle zu finden. Im Alltag erlernte, vom Mainstream vorgeprägte Tanzschritte wurden nicht selten aufgenommen, dann aber karikiert und schließlich in freie Bewegungen überführt. Ludovic Fourest, Tanzpädagoge an der fabrik, hat fünf Monate lang mit Mädchen und Jungen der Peter-Joseph-Lenné-Schule gearbeitet. Sie sollten zu sich selbst und untereinander in Beziehung treten. Was als kurze Improvisation, als getanzte Momente Einzelner begann, entwickelte sich nach und nach zu einem geschlossenen Ganzen, das die Dynamik in der Gruppe erkennen ließ. Rangeleien unter Gleichaltrigen gehörten ebenso dazu wie ein berührendes, stärker werdendes Miteinander.

Auch die Schüler der Voltaire-Schule, die eine Woche lang im Tanzstudio Offize von der Choreografin Paula E. Paul betreut wurden, erfuhren, wie sich die positive Energie Einzelner auf die Gruppe übertragen kann. Wie einen Staffelstab reichten sie ein Tütü von einem zum anderen, um damit ihr eigenes kleines Solo zu tanzen.

Welch professionelles Niveau Schülerprojekte erreichen können, wenn sie konsequent fortgeführt werden, zeigten zum Schluss Ausschnitte aus dem Tanzstück „Krieg“ von Lenah Strohmaier, das unlängst im Theaterhaus Premiere hatte (PNN berichtete). Schüler der Rosa-Luxemburg-Schule und der Neuen Grundschule Potsdam tanzten hier gemeinsam mit jugendlichen Asylbewerbern und Mitgliedern der Faster Than Light Dance Company aus Berlin – ein Projekt, in dem es gelang, über den Tanz miteinander zu kommunizieren, soziale Beziehungen zu knüpfen, einander besser zu verstehen. Antje Horn-Conrad

Antje Horn-Conrad

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