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Kultur: Freudiges Jonglieren mit musikalischen Effekten Der Landesjugendchor glänzte im Alten Rathaus

Sie singen schon ganz oben mit, die Damen und Herren des Landesjugendchores Brandenburg. Junge Stimmen, in einem ausgewogenen Verhältnis von je 14 Sängerinnen und Sängern, höchste Konzentration und sichtliche Freude am Singen – was wünscht man sich als Freund der Chormusik mehr.

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Sie singen schon ganz oben mit, die Damen und Herren des Landesjugendchores Brandenburg. Junge Stimmen, in einem ausgewogenen Verhältnis von je 14 Sängerinnen und Sängern, höchste Konzentration und sichtliche Freude am Singen – was wünscht man sich als Freund der Chormusik mehr. Dass sie ein äußerst leistungsfähiges Ensemble sind, und dies nun schon über 17 Jahre lang, stellte der Chor im Alten Rathaus Potsdam wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis.

Gründer und Leiter Hans-Peter Schurz hatte für das Konzert ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm zusammengestellt, das ganz getreu dem Motto „Sine musica nulla vita“, ohne Musik kein Leben, eine musikalische Zeit- und Weltreise veranstaltete. Da erklangen dann wieder einmal die Highlights aus dem quasi „klassischen“ Repertoire der Alten Meister, das mit einem so frischen und gut abgestimmten Chorklang schlichtweg immer wieder schön anzuhören ist, traditionelle Vokalmusik in unterschiedlichen Bearbeitungen wie auch geistliche und weltliche Kompositionen. Dankbarerweise aber wurde das Programm gesalzen und gepfeffert mit Neuem und Besonderem, das dem Ohr etwas Feines zum Hinterher-Hören gab. Abgesehen vom Konzertbeginn, bei welchem paarweise die Sängerinnen und Sänger mit dem alten italienischen Dreieinigkeitsgesang „Alta Trinità beata“ auf den Lippen, ein wenig an Konfirmanden erinnernd, in den Saal einzogen, war das absolut stimmig.

Kamen Pierre Passereaus Miniatur schwatzender Nachbarinnen „Il est bel et bon“ oder Monteverdis „Jo mi son giovinetta“ und Gastoldis „Speme amorosa“ frisch und rein in Artikulation und Intonation zu Gehör, so stellten Giaches de Werts Chanson „Un jour je m''en allais“ oder Palestrinas Kyrie aus der Missa Papae Marcelli durchaus kompliziertere Anforderungen. Hier entsprachen die nicht immer absolut einheitlichen Stimmeinsätze weniger der feinziselierten Satzstruktur bzw. fehlte ein wenig der stimmlich überzeugende Zugriff im Kyrie.

Ähnliches ließ die Interpretation von Fanny Hensels „Schöne Fremde“ empfinden, und Brahms mit seinem „Abendständchen“ ist intonatorisch immer wieder eine heikle Sache. – Doch, das ist wahrlich auf höchstem Niveau kritisiert.

Das Herz ging einem um so mehr auf bei den inspirierten Interpretation der Werke und Bearbeitungen des 1996 verstorbenen Gunther Erdmann. Dass Erdmann genau wusste, wie man für Chöre unterschiedlichsten Charakters komponieren muss, um ein wahrlich schönes Klangerlebnis zu erhalten, zeigte sich erneut mit der vorgestellten Auswahl von Stücken aus den „Märkischen Liederbüchern“ nach Texten Eva Strittmatters bzw. aus der bisher unveröffentlichten Sammlung „Shalom“. Überzeugte das nur für Frauenstimmen gesetzte Stück „Mark“ und schaute man dem „Reiher“ ein wenig melancholisch hinterdrein, so kam jene ominöse „Sommermädchenküssetauschelächelbeichte“ witzig und auf den Punkt gebracht über die Bühne. Welch klangliches Spektrum, welch geistreiches Spiel mit Geräuschen, welch musikalischer Spaß – wunderbar!

Dass die jungen Sänger Freude an diesem Jonglieren mit musikalischen Effekten hatten, erwies sich ebenso in Stephen Leeks „Kondalilla“, das einen geradezu augenblicklich nach Australien versetzte. Lebendig und ansteckend gesungen das Spiritual „Down by the riverside“, das die jungen Leute sichtbar freudvoll interpretierten. Verdient der Beifall für und die Begeisterung der Anwesenden über eine herausragende sängerische Leistung. Christina Siegfried

Christina SiegfriedD

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