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Kultur: Friderizianisches Theater im Grünen

Heckentheater soll bis zum 300. Geburtstag des Königs zurück gewonnen werden

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Wenn im Schlosstheater Opernpause war, ergingen sich die Gäste des Alten Fritzen an einem lauschigen Ort. Mit dem Bau des Neuen Palais ab 1763 hatte der König nördlich davon etwa in Höhe des Nordtores ein Heckentheater anlegen lassen. Bei dezenter Beleuchtung erklang leise Musik, Erfrischungen wurden gereicht.

Heute ist von dem Freilufttheater, dessen südliches Pendant der bereits 1998 wiederhergestellte Gartensalon darstellt, kaum noch etwas zu erkennen. Die Hecken gibt es zwar noch, Wege und Fluchten, Bühnen- und Zuschauerraum aber sind von einem Wäldchen überwuchert und erschließen sich nur dem kundigen Auge des Gartendenkmalpflegers.

Doch das Theaterchen wird wieder hergestellt. Dieses Vorhaben ordnet sich in die Kampagne „Friedrich 300 ein, mit der die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten den 300. Geburtstag des großen Königs vorbereitet. Wenn die Feierlichkeiten im Jahr 2012 ihren Höhepunkt erreichen, soll das Heckentheater einer der Schauplätze sein. Das erfuhren die PNN vom stellvertretenden Gartendirektor der Stiftung, Dr. Jörg Wacker, und Gartenkustos Gerd Schurig. Ob die Spielstätte streng in der friderizianischen Gestalt oder in modernerer Form für bis zu 120 Zuschauer erneuert wird, stehe noch nicht fest. Dies müsse mit dem Landesdenkmalamt abgestimmt werden. Die Spielstätte könne dann beispielsweise für Konzerte der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci genutzt werden.

Die Wiederherstellung des Freilufttheaters ist nur eine Komponente für die Herrichtung des gesamten Parkbereichs am Neuen Palais, der ab dem Jahre 1767 durch den aus Holland geholten Gartenarchitekten Heinrich Christian Eckstein und den Planteur Johann Hartmann Burghoff gestaltet worden war. So geht es um eine Ausbesserung der Mopke, des mit hochkant gestellten Ziegeln gepflasterten Platzes zwischen Palais und Kolonnaden. Abgesunkene Bereiche werden gehoben, schadhafte Ziegel ausgewechselt. Die als Ersatz benötigten historischen Pflastersteine kommen aus Michelsdorf, wo sie bei der Erneuerung einer Dorfstraße geborgen wurden. Ein Steinsetzer hat bereits mit den Arbeiten begonnen.

Wacker und Schurig kündigen außerdem umfangreiche Wegebaumaßnahmen und Neupflanzungen an. Dazu gehört die grundlegende Sanierung der Hauptallee auf etwa einem Kilometer Strecke zwischen Selloweg und Neuem Palais einschließlich der so genannten Halbzirkel vor der Gartenfront des Schlosses. Diese Arbeiten, die einen neuen Unterbau für den viel strapazierten Weg einschließen, sollen bereits 2008 ausgeführt werden. Die Parkbesucher müssen dann einen Umweg in Kauf nehmen.

Hergerichtet wird auch die Lindenavenue, die sich vom Palais in südlicher Richtung bis zum Posttor an der Geschwister-Scholl-Straße hinzieht, und nördlich der streckenweise in schlechtem Zustand befindliche Lindstedter Weg zum Lindstedter Tor an der Maulbeerallee.

Ergänzt wird in Zusammenarbeit mit dem Bereich Grünflächen der Stadt Potsdam ebenso die kurze Allee zwischen Nordtor und Amundsenstraße. Neu angepflanzt werden sollen insgesamt 400 - 600 Bäume. Sie sind auch für die 1768 als Allee zum Schönholz bezeichnete Strecke vorgesehen, heute die vom Südtor zum Bahnhof Park Sanssouci führende Straße Am Neuen Palais.

In der Maulbeerallee sollen wieder Maulbeeren stehen. Von den zwei aus der Erstbepflanzung erhaltenen, 200 Jahre alten Bäumen werden Stecklinge entnommen und in einer regionalen Baumschule aufgezogen. Die Rotbuchen beidseitig der Jubiläumsterrasse werden als Gestaltung der wilhelminischen Zeit belassen. Die konkreten Pflanzstrecken für die Maulbeerbäume sind noch nicht exakt festgelegt, sehr gut eignen würde sich jedoch u. a. der zwischen Nordischem und Sizilianischem Garten hindurch führende Abschnitt.

Jörg Wacker weist darauf hin, dass mit dem Projekt “Friedrich 300 wie im 18. Jahrhundert wieder mehr Obst in Sanssouci wachsen soll. Im erneuerten Kirschgarten unterhalb der Neuen Kammern, wo jedes Jahr am 3. Oktober Prominente Bäumchen setzen, wird die Bepflanzung 2009 abgeschlossen, im darauf folgenden Jahr folgt die Rekonstruktion der Obstspaliere. Von Hecken eingefasst, sollen Obstgehölze auch wieder im Holländischen Garten unterhalb der Bildergalerie wachsen.

Bei den „Friedrich 300“-Vorhaben der Gartenabteilung gehe es darum, verloren gegangene friderizianische Gestaltungen wie das Heckentheater wieder zu gewinnen, unterstreichen Wacker und Schurig. Keineswegs sei ein Eingriff in die umgebenden Anlagen anderer Zeitschichten geplant. Dazu zählen die bereits von den Landschaftsgärtnern Eyserbeck und Lenné, besonders aber unter dem Einfluss von Kronprinzessin Viktoria ab 1864 von Hofgärtner Emil Sello vorgenommenen Veränderungen.

Wenn sich zum Friedrich-Jubiläum die Umgebung des Neuen Palais als großes, gepflegtes Festgelände präsentiert, werden die Besucher also nach wie vor auch diese Anlagen aus der Kaiserzeit mit der aufwändigen Balustrade an der Gartenfront des Schlosses und den davor springenden Fontänen bewundern können.

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