Kultur: Frischer Wind
Silke Albrecht, neue Geschäftsführerin des Brandenburgischen Kunstvereins
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An den hohen, weißen Wänden des Brandenburgischen Kunstvereins im Luisenforum hängen zur Zeit die großformatigen Gemälde von Maik Wolf, und in dem kleinen Dunkelraum kann man sehen, von welchen Fotografien er scheinbar abmalte. Doch beim Anblick der Bilder beschleicht den Betrachter ein seltsam ungenaues Unwohlsein, denn das vordergründig Realistische wirkt plötzlich verändert, verdreht, verkehrt, ver-rückt.
Interessierte hatten kürzlich Gelegenheit, mit dem Künstler über dessen Arbeit zu sprechen, und diese Künstlergespräche sind Teil des Programms des Brandenburgischen Kunstvereins. Genau das habe ihr so gut gefallen, erzählt die 32jährige neue Geschäftsführerin Silke Albrecht, die seit einem Monat in Potsdam arbeitet. Dass man denjenigen, der sich mit aktueller Kunst beschäftigen möchte, nicht allein lässt, ist ihr ebenso wichtig wie das „ambitionierte Programm“ des Kunstvereins. Den ersten Kontakt mit dem Kunstverein hatte die Kunstwissenschaftlerin und Romanistin nämlich im vergangenen Jahr, als die Ausstellung von Stefan Demary und vor allem die dazugehörige Einladungskarte die hiesigen Gemüter bewegte. Ein Pornofoto lud in die kargen Kunsträume, in denen nichts, oder fast nichts zu sehen war. Im Keller stand ein Kühlschrank. Natürlich fühlten sich einige Besucher auf den Arm genommen, aber viele gerieten auch ins Grübeln.
Die „Neugierde am Konzept“ ist für Silke Albrecht das Wichtige an der Kunst, sie sucht immer nach dem, „was dahinter steht“, und mit dieser Einstellung fühlt sie sich beim Brandenburgischen Kunstverein gut aufgehoben. Ein Jahr hat sie in Bologna studiert, der steinernen Stadt, die wegen ihres Reichtums auch „die Fette“ und wegen der Verblendungen an den Fenstern „die Rote“ genannt wird. Dort saß sie gerne auf der Piazza Maggiore, aber dass man in Italien hauptsächlich durch Bücher und nur selten durch direkten Kontakt die Kunst und ihre Produzenten kennen lernt, gefiel der aus dem Ruhrgebiet Stammende nicht unbedingt.
Die Schönheit der Stadt hat es ihr aber angetan, weshalb ihr auch Potsdam so gut gefällt. Auf das Programm des Kunstvereins konnte die auf Medienkunst spezialisierte Geschäftsführerin, die zuletzt beim PACT Zollverein, dem choreographischen Zentrum Nordrhein-Westfalens in Essen die Assistentin des künstlerischen Leiters war, bisher noch keinen Einfluss nehmen. Sie sieht aber in der Fortführung der „Art and Science“-Ausstellungsreihe eine sinnvolle Fortsetzung ihrer bisherigen Arbeit.
Bei diesem schon durch den früheren Vorstand unter Jeanette Niebelschütz etablierten kooperativen Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst werden unter Kuratel des Kunstwissenschaftlers Gerrit Gohlke die Potentiale der Stadt genutzt. Im April wird Karl Heinz Jeron seine Rauminstallation „Horde“ zeigen, die er in Auseinandersetzung mit den wirtschaftsorientierten Computerlösungen, die am Hasso-Plattner-Institut gesucht werden, entwickelte. Dabei werden, so Gohlke, kleine Robots einen kakophonischen Sound abgeben, ein Sinnbild für die Unbeherrschbarkeit der Datenüberflutung. An den Wänden aber wird die Beherrschbarkeit durch die Wissenschaft in einer graphischen Darstellung von Dominik Kuropka vom Hasso-Plattner-Institut die Ironie der Kunst konterkarieren.
Weiterhin sind die künstlerische Auseinandersetzung mit gerichtsmedizinischen und linguistischen Forschungen geplant. Leider fehlt im Internet die Dokumentation der bisherigen „Blind Dates“, und auch die gesamte Arbeit des ehemaligen Vorstands ist dort nicht mehr zu finden. Lore Bardens
Lore Bardens
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