
© Andreas Klaer
Kultur: Frohgestimmtes Potpourri
Bejubeltes Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums im Nikolaisaal
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Die verbindende Kraft der Musik zeigte sich beim Weihnachtskonzert des Helmholtz-Gymnasiums im Nikolaisaal. Auch diesmal waren beide Konzerte am Dienstag und Mittwoch restlos ausverkauft. Manch einer mochte sich an der Vielfalt des Programms stören, andere fanden dadurch vielleicht Gelegenheit, einmal Musik aus einer unbekannten Sparte zu hören. Spezifisch Weihnachtliches erklang allerdings kaum.
Dass alle Beiträge auf einem musikalisch hohen Niveau standen, versteht sich von selber, schließlich geht diesem Konzert immer eine strenge Auswahl voraus. Schnell vergingen die gut drei Stunden des bunten musikalischen Potpourris. Den Anfang machte die Big Band unter der Leitung von Frank Siegmeier mit einer lockeren Tanzmusik-Suite, welche einem Sommerfest wirklich gut gestanden hätte. Obwohl der Sound insgesamt noch nicht perfekt war, zeigten die rund 30 Mitspieler sowie die Sängerin Lisa Weller bei Songs wie „Begin the Beguine“, „The Girl from Ipanema“ und „Copacabana“, was sie schon alles rhythmisch und melodisch drauf haben. Verschiedene junge Bands gaben Kostproben von den Interessen und Talenten der Schülerinnen und Schüler. Überwogen vor Jahren Gospel, Musical und Hiphop, so gab es diesmal viel Rock, Jazz und rabenschwarzen Blues zu hören.
Überraschend war der Auftritt von E-Bassist Dmitry Orlov mit Moses Vester am Klavier, der für seine elf Jahre schon erstaunlich viel Jazz-Drive besaß und viel Applaus erhielt. Sirenengleich rankte sich die geschmeidige Bluesstimme von Mia Knop-Jacobsen um die Melodie von „A Worrisome Heart“ – fast vergaß man da den Nikolaissaal mit über 700 Zuhörern und wähnte sich in einer verraucht-verruchten Bar. Zu einem weiteren Höhepunkt führte der Auftritt des Pop-Chors unter der Leitung von Adrian Schenk und Ellen Rossie-Weller. Inzwischen auf über 30 Sänger und Sängerinnen angewachsen erfreute er mit lupenreinem mehrstimmigen Gesang. Einzig die Klassik-Darbietung von Gabriel Gutzmann, Cello, der von seiner Mutter am Klavier begleitet wurde, fiel aus dem popmusikalischen ersten Teil heraus. Es war nicht sein erster Auftritt bei den Weihnachtskonzerten. Dass er sich über die Jahre zu einem großartigen Cellisten mit glühendem Ton entwickelt hat, zeigte er bei dem ersten Satz aus dem C-Dur Konzert von Josef Haydn.
Premiere feierte indessen das neue symphonische Orchester des Helmholtz-Gymnasiums. Rund dreißig Instrumentalisten hauchten mit Streichern, Flöten und Klarinetten dem Slawischen Tanz Op. 10/3 von Antonin Dvorak heiteres Flair ein. Die Reize der klassischen Musik leuchteten auch in zwei weiteren Darbietungen auf. Laura Zacher, Violine, Julian Schack, Horn, und Christian Keller, Klavier, spielten musikantisch ausdrucksvoll den ersten Satz eines Trios von Frederic Duvernoy. Nicht zuletzt Fréderic Chopins beliebtes Fantasie-Impromptu Op. 66 cis-Moll, das von Christian Keller bravourös gespielt wurde, löste viel Beifall aus.
Den großen Chor des Helmholtz-Gymnasiums unter der Leitung von Helgert Weber hatte man schon besser beieinander gehört. Eher unausgewogen und ziemlich laut erklang „Es ist ein Ros’ entsprungen“. Erst bei der Motette „Pie Jesu/ Agnus Dei“ von Andrew Lloyd Webbers fanden die Stimmen besser zueinander, wobei den beiden Solisten Sebastian Prange, Knabensopran, und Delphine Rietz, Sopran, großes Lob gebührt. Mit der üblichen pompösen „Christmas Rhapsody“, die diesmal in eine originelle Orchesterfassung von Tilman Albrecht verpackt war, ging das Konzert in allgemeinem Jubel zu Ende.
Dass das Publikum bei „Stille Nacht, heilige Nacht“ nicht so recht mitsingen wollte, sollte zu denken geben – schließlich wird dieses Lied traditionell nicht vor der Weihnachtsnacht gesungen. Ein herzhaftes „O Du fröhliche“ wäre da wohl passender gewesen. Aber letztlich hat auch dieses lebendige, bejubelte Konzert wieder Jung und Alt, Schüler und Lehrer fröhlich und gemeinschaftlich miteinander verbunden. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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