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Kultur: Fröhliches Kunstjagen in der Galerie M

„Sommerlektüre“ heißt das Bild von Monika Aladics, auf dem eine gelbblonde Frau mit finsterer Sonnenbrille ihren Blick in das giftgrüne Buch legt und die anderen Damen in ihren sommerlichen Outfits, die sich um sie herum am Strand ergehen, mit kühler Verachtung straft. Auch in dem zweiten Bild der Künstlerin, das in der prosaisch „Neumitglieder II“ genannte Ausstellung zu sehen ist, wird die Vermeidung der Kommunikation thematisiert.

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„Sommerlektüre“ heißt das Bild von Monika Aladics, auf dem eine gelbblonde Frau mit finsterer Sonnenbrille ihren Blick in das giftgrüne Buch legt und die anderen Damen in ihren sommerlichen Outfits, die sich um sie herum am Strand ergehen, mit kühler Verachtung straft. Auch in dem zweiten Bild der Künstlerin, das in der prosaisch „Neumitglieder II“ genannte Ausstellung zu sehen ist, wird die Vermeidung der Kommunikation thematisiert. Jede rotgeränderte Person schaut finster in ihre eigene Richtung, und immer dient die Handtasche als mögliche Waffe, die offensichtlich sofort gegen die anderen eingesetzt werden kann.

Monika Aladics , 1967 in Budapest geboren und seit 2001 in Potsdam freischaffend tätig, ist eine der zehn neuen Mitglieder des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler, die zurzeit einen kleinen Ausschnitt ihres Werkes in der Galerie M im Luisenforum zeigen. Trotz der vordergründigen Feindseligkeit ihrer Thematik gehen ihre Arbeiten mit jenen der neun anderen Künstler eine friedliche Koexistenz ein. Auch mit den auf Sockeln thronenden Plastiken aus Terrakotta von Heike Pfitzner-Adner, die 1960 in Wittenberg geboren wurde und ebenfalls Frauengestalten schafft, die ihre Individualität, wenn es denn sein muss, mit stolz-abweisender Körperlichkeit behaupten. „Fredericke“ zum Beispiel trägt den ganz großen Hut, der sie von oben schützt, und „die Selbstbewusste“ streckt ihr Gesicht nach vorn, gerade so, als wolle sie es mit jedem aufnehmen.

Es ist schon die zweite Neumitglieder-Ausstellung in diesem Jahr. Natürlich ist es für einen Verband aller Ehren wert, wenn er seine neuen Mitglieder auch gleich der Öffentlichkeit präsentiert. Und sicher schafft die kleine Galerie es nicht, jeden mit einer eigenen Ausstellung zu ehren. Vielleicht aber entspringt diese Expositionspolitik aber auch lediglich einer gewissen Trägheit der Jury?

Helle Farben dominieren, einzig die Arbeiten des eigenwilligen Axel Gundrum mit seinem „Mann in der Ecke“ und der alten Frau auf „Nun ist Herbst“ quellen in Renaissance-Farben und ebensolcher Präzision für das menschliche und farbliche Detail aus dem ansonsten rosa, hellgelb, pink und bunt strahlenden Ensemble, das nur auf den ersten Blick eine Einheit schafft. Erstmals präsentiert die studierte Bühnenbildnerin Jana Feiler zarte Werke, die „Licht“ oder „Sehnsucht des Einrades“ heißen und nicht nur im Titel eine Nähe zur Poesie verraten. Gold schimmert auf orangefarbenem Untergrund in „Am Anfang“ etwas, das ein Kleid sein könnte von einem größer gewordenen Kind, einer jungen Frau vielleicht, und immer leuchtet eine frohe Hoffnung durch die Malerei der 1965 Geborenen. Carola Czempik verlässt sich in ihrem Zyklus „Das letzte Gewand“ auf die geistige Kraft der Farbe Blau und Alessandro Marogna sieht man auch in seinen Acryl-Öl-Bildern die italienische Herkunft an. Plakativ arbeitet er in seinen titellosen Werken, kühn mischt er alte Malerei mit modernen Techniken und Stilen. In zweien seiner Bilder schaut ein Mann aus den Wolken, der aussieht, als wäre er der junge Rembrandt. Was mag es ihn wundern, wohin sich die Malerei entwickelt hat. Aber es gibt auch noch Skulpturen: Ulf Schüler arbeitet mit Holz und Muschelkalk an geschwungenen Linien im Raum, und erzielt eine „Gleichheit von oben und unten“, Hanspeter Pryss wagt sich gleich an den Stahl und birgt in seinem „Tor“ viele spitze Stellen, die den Zugang verwehren.

Sabine Ploss hat in ihren bunten Landschaftsgemälden die Konkretion mit der Abstraktion zu einer interessanten Synergie vereinigt, die rote und grüne Konturen sehr deutlich hervorhebt und so auch eine Spannung zwischen Schatten und greller Sonne erzeugt, ohne dies direkt zu benennen. Ja, und Elisabeth Schwarz hat „Im Tierpark angerufen“, wenn man der roten Schrift auf ihrem Gemälde, das interessanterweise aus Eukaustik gemacht ist, Glauben schenken soll. Aber da auch die Bedeutung des Wortes „Eukaustik“ in keinem Fremdwörterbuch zu finden ist, steht der Betrachter hier vor dem größten Rätsel, das diese Ausstellung ihm aufgibt.

Lore Bardens

Lore Bardens

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