Kultur: Funkenloser Hip Hop im Big-Band-Sound
„Zound Zero“ brachte Hip Hop, Rock, Soul und Swing in den Lindenpark
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Es wäre mehr Bewegung zu erwarten gewesen. „Stilsichere Tanzmusik“ versprach die elfköpfige Potsdamer Formation „Zound Zero“ am Freitagabend auf die Bühne des Lindenparks zu bringen. Die etwa 80 interessierten Konzertbesucher blieben allerdings meist stehen, wippten hier und da in den Hüften, nickten mit den Köpfen und versuchten, den schnell gesprochenen Texten zu folgen. Der 24-jährige Rapper LX-Seal, dominierte den Auftritt von „Zound Zero“. Leider blieben seine Texte meist unverständlich – ein Umstand, den man oft im Lindenpark hinnehmen muss, weil die Sänger vom Mischpult schlecht abgemischt werden. Der Funke zu einer echten Tanz-Party wollte zum Publikum nicht überspringen.
Vielleicht lag es daran, dass der Abend zu schleppend anfing. „Zound Zero“ hatten eigentlich eine gute Idee. Als elfköpfige Band verbanden sie Musik mit Fußball, und erfanden das Motto „Warten auf“s Endspiel“. Einige junge Mädchen waren ihrem Aufruf gefolgt, hatten sich ein Michael-Ballack-T-Shirt angezogen und kamen deshalb gratis in den Lindenpark. Auf den beiden Videoleinwänden lief das Halbfinalspiel BRD gegen Italien der Weltmeisterschaft 1970 in einer Endlosschleife. Der Thekenbereich wurde vorsorglich abgesperrt, so dass sich niemand am Tresen „festhalten“ konnte.
Nur die Vorband war für diesen Anlass schlecht gewählt. Laura Fischer mit Band aus Irland bewies zwar Singer- und Songwriter-Qualitäten und eine glockenklare Stimme, die an Heather Nova und Joni Mitchell erinnerte. Aber die Songs – nur unterstützt durch Schlagzeug, Bass und Keyboards – waren nicht tanzbar und hätten besser zu einem gemütlichen Winterabend am Kamin gepasst. Vorbands werden nicht umsonst als „Anheizer“ engagiert, auch wenn sie nicht „heißer“ als der Hauptact sein dürfen.
Den zwingenden Tanz-Rhythmus legten DJ LX-Seal und DJ A-Beat auch nicht gerade auf ihre Turntables. „Wir sind Jazz, Hip Hop, Rock und Swing“ heißt es programmatisch in dem Stück „Die Musik“ von „Zound Zero“. Um darauf einzustimmen legten die DJs die krassesten Gegensätze auf – von Drum & Bass bis zur amerikanischen US-Show-Swing-Musik der Nachkriegszeit. Die Stücke wirkten zusammenhangslos, auch für das Tanzbein.
„Wir wollten mehr Bumms“, erklärte Gitarrist Robert Kapp den instrumentalen Zuwachs bei „Zound Zero“. Die Urformation mit Gitarre, Bass und Elektronik wurde vor einem dreiviertel Jahr dahingehend erweitert, dass alle elektronischen Einspielungen nun von „richtigen“ Instrumentalmusiker übernommen werden. Auf der neuen 8-Stücke-EP klingt das stellenweise überzeugend. Da winden sich soulige Saxophon-Passagen durch einen treibenden Hip-Hop-Beat, da sind rockige und funkige Gitarren zu hören, da wechselt der Sprechgesang im angenehmen Verhältnis mit Lauras kraftvoller Gesangsstimme.
Auf der Bühne allerdings blieben die Instrumente im Hintergrund und der Rapper verteidigte seine Texte zu eifrig. „Der Star ist die Mannschaft“, so hieß die erste selbst produzierte CD von „Zound Zero“ – daran sollten sie sich auch auf der Bühne halten. Karsten Sawalski
Karsten Sawalski
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